Lesetipp von Sybille Kramer - 22.06.2021
Roman, Rowohlt Berlin, 22,00 €
Lena ist elf Jahre alt, als sie 1992 mit ihren Eltern, der Großmutter und dem viel älteren Bruder aus Leningrad nach Deutschland kommt. Das Kind soll einmal eine bessere Zukunft haben. Das ist der eine Grund für ihre Ausreise. Doch auch der stärker werdende Antisemitismus in der Sowjetunion bewegt den Vater zu diesem Schritt.
Der Start in ein neues Leben wird für die sogenannten Kontingentflüchtlinge nicht leicht. Asta, der geliebte Familienhund, darf nicht mitkommen und es dauert 18 Monate, bis die Familie aus dem Wohnheim in eine eigene Wohnung ziehen kann.
In ihrem autobiographischen Roman schildert die Autorin Lena Gorelik diesmal nicht die lustigen Anekdoten ihrer Ankunft wie in ihrem Buch "Meine weißen Nächte" von 2004. Nein, erst jetzt ist die Zeit reif für Lena Gorelik, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander-zusetzen. Man merkt, wie schwer ihr das fällt, spürt ihre Zerrissenheit. Immer wieder erzählt sie davon, wie leid es ihr heute tut, sich als pubertierendes Mädchen für ihre Eltern geschämt zu haben. Den Erwachsenen gelingt es nicht so mühelos wie ihr, die deutsche Sprache zu lernen - die Diplome werden nicht anerkannt. Man fragt sich beim Lesen, wieso in den letzten 30 Jahren beim Thema Integration so viel falsch gemacht wurde.
Das Besondere an diesem Roman sind kurze Passagen und einzelne Worte in kyrillischer Schrift, die aber im nachfolgenden Text gleich übersetzt oder erklärt werden.
Für mich zeigt Lena Gorelik damit das Trennende und das Verbindende von Sprache und Schrift.Wenn uns die Autorin davon erzählt, wie sie als Vierjährige mit ihrem Vater Schach gespielt hat oder wie die Mutter mit den Enkeln auf dem Fußboden mit Lego spielt, dann ist das eine große Liebeserklärung an ihre Eltern. Man wünscht sich als Leser:in, dass es der Autorin endlich gelingt, ihre russischen Wurzeln mit dem heutigen Leben zu verbinden.
Lesetipp von Sigrid Lemke - 20.06.2021
Roman, Dumont, 22,00 €
Emmi wird 1907 auf einer kargen Nordseeinsel geboren, die Familie ist arm und als der Vater in den Krieg eingezogen wird, darf Emmi nicht mehr zur Schule gehen. Ihre Arbeitskraft wird auf dem Hof gebraucht. Die Eltern sterben früh und als 13-Jährige wird sie nach Berlin geschickt, als Dienstmädchen einer reichen Familie. Dort lernt sie Hauke kennen, der eigentlich ein reiches Mädchen heiraten soll. Hauke zeigt ihr sein Berlin, geht mit in ihr ins Theater und bringt ihr nicht nur das Schwimmen bei. Als Emmi schwanger wird, heiraten die beiden und bekommen drei Kinder.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Emmi früh Witwe und führt ein selbstbestimmtes Leben.
Mitte der Neunziger Jahre beschließen ihre älteren Kinder, Emmis Keller aufzuräumen. Dort finden sie Unterlagen, die den Schluss nahelegen, dass Emmi Eigentümerin von einem Grundstück in Potsdam sei. Aber wie soll ihr einfache Mutter zu so einem Besitz kommen?
Manuela Golz sagt, dass ihre Großmutter Emmi sie zu diesem Roman inspiriert habe. Die Emmi in diesem Buch ist eine starke, sture und sehr liebenswürdige Frau, die ihr Schicksal mit Humor und Würde trägt. Und Manuela Golz ist ein wunderbarer Familienroman mit Spannung, Gefühl und Witz gelungen. Genau das Richtige für einen Nachmittag im Strandkorb.!
Lesetipp von Arthur Kaiser - 18.06.2021
Aus dem Amerikanischen von Ulrich Thiele
Kinder- und Jugenbuch ab 10 Jahren , Loewe, 14,95 €
Menschen gibt es nicht mehr. Ausgestorben. Sie haben die Erde mit ihrer Selbstsucht fast zerstört, bis sich die Roboter verbündet und gegen die Menschen aufgelehnt haben. Nun wird die Welt von den Robotern bewohnt/bebaut/besiedelt. Denn Maschinen machen nicht die gleichen Fehler wie Menschen.
XR_935 ist einer von ihnen und baut Solaranlagen, um die Stromversorgung seines Schwarms zu gewährleisten. Jeden Tag aufs Neue, ohne Auffälligkeiten, bis er eines Tages auf ein Menschenmädchen trifft. Emma ist ganz anders als das, was XR über Menschen erfahren hat. Tief in seiner Programmierung ist doch verankert, wie abscheulich die Menschheit war. Aber Emma ist freundlich statt bedrohlich. Neugierig statt gleichgültig. Wie kann das sein?
XR entscheidet sich mit zwei anderen Robotern, Ceeron und SkD, Emma eine Chance zu geben. Sie hören ihr zu und begeben sich schließlich gemeinsam auf eine Reise - raus aus der ihnen bekannten Welt. Damit widersprechen die drei dem Schwarz-Weiß-Denken der Gesellschaft und rebellieren gegen ihre Programmierung = Paradox.
Aus der Perspektive von XR erzählt Lee Bacon eine Geschichte über falsche Erwartungen und das Hinterfragen von Regeln. Ab 10 Jahren.
Lesetipp von Andreas Mahr - 18.06.2021
Kinderbuch ab 8 Jahren, Oetinger, 14,00 €
Ferienzeit ist Lesezeit und was könnte da besser passen als der neue Band von Familie Flickenteppich?! Die Mutter von Emma, Ben und Jojo ist unerwartet wieder aus Australien zurückgekommen. Zunächst ist die Stimmung etwas angespannt, da Ben sich von ihr im Stich gelassen fühlt und der Papa ein bisschen in die Mutter von Emmas Freundin Aylin verliebt ist. Emma und Jojo möchten am liebsten jede freie Minute mit ihrer Mutter verbringen, aber auch das führt zu Problemen zwischen Emma und Aylin. Doch dann lädt Mama die Kinder zum Campen an der Nordsee ein. Die turbulenten Ferien können beginnen...
Mit Illustrationen von Anne-Kathrin Behl
Lesetipp von Julie Hell - 08.06.2021
Aus dem amerikanischen Englisch von Kattrin Stier
Roman ab 15 Jahren , FISCHER FJB, 14,99 €
Veronica ist perfekt: Jahrgangsbeste mit Stipendium für eine Eliteuni, aktiv in der Kirche (wie alle anderen in der Kleinstadt auch), gut aussehender Freund... Als Veronica feststellt, dass sie schwanger ist, ist für sie klar, dass sie das Kind nicht behalten möchte und keiner davon wissen darf. Da Abtreibungen in ihrem Bundesstaat illegal sind, muss sie ins 1600 Kilometer entfernte Albuquerque fahren, aber ganz bestimmt nicht mit ihrem Freund, der ihr einen Heiratsantrag macht bevor sie ihm überhaupt sagen kann was passiert ist. Als einzige Hilfe bleibt: Bailey Butler. Außenseiterin, falscher Kleidungsstil, schlecht in der Schule, Veronicas ehemals beste Freundin und ihre einzige Chance die Fahrt zu schaffen. Es folgt ein wahnwitziges Wochenende mit gestohlenen Autos, Pro-Life Stripperinnen, aggressiven Kühen, gutmütigen Limousinen-Fahrern und verrückten Exfreunden. Die beiden Mädchen erinnern sich daran, warum sie Freundinnen waren, es nicht mehr sind, es aber vielleicht wieder werden könnten...
Ein super spannender und witziger Roman über Freundschaft und die Enttäuschungen der Liebe. Achtung, ist nach einem Tag durchgelesen, egal ob die Zeit dafür da ist.
Lesetipp von Julie Hell - 26.05.2021
Aus dem amerikanischen Englisch von Katarina Ganslandt
Roman ab 14 Jahren , Fischer Sauerländer, 10,00 €
Für Shirin ist dies nicht der erste Schulwechsel. Um genau zu sein, ist es der 12. Sie hat gelernt, ihren Kopf unten zu halten und keine Freundschaften einzugehen, denn in spätestens einem Jahr ist sie eh wieder weg. Ihr Vater wird einen besseren Job in einer schöneren Stadt gefunden haben. Es ist aber nicht so, als ob sich irgendjemand mit ihr anfreunden wollen würde. Denn unter ihrem Kopftuch versteckt sich bestimmt eine der Terroristen, die im Jahr zuvor das World Trade Center angegriffen haben. Wenn jemand sie anspricht, dann ist es nur um einen blöden Spruch zu bringen oder sie irgendwie bloßzustellen. Als ihr Bruder eine Breakdance-Crew gründet und sie mit aufnimmt, wird die neue Schule schon etwas angenehmer. Aber das ihr Laborpartner mit den schönen Augen und dem merkwürdigen Namen Ocean wirklich mit ihr reden möchte und die Fragen nicht stellt um sich darüber lustig zu machen, kann sie nicht ganz glauben. Denn wenn er mit ihr zusammen sein würde, wäre er plötzlich nicht mehr der Basketballstar der Schule.
Ein witziger, romantischer und aufwühlender Roman über Alltagsrassismus und die erste Liebe. Ab 14 Jahren.
Lena Gorelik: Wer wir sind
von Sybille Kramer,
22.06.2021
Manuela Golz: Sturmvögel
von Sigrid Lemke,
20.06.2021
Lee Bacon: Roboter träumen nicht
von Arthur Kaiser,
18.06.2021
Stefanie Taschinski: Familie Flickenteppich 3 - Wir machen Ferien
von Andreas Mahr,
18.06.2021
Jenni Hendriks & Ted Caplan: Unpregnant - Der Trip unseres Lebens
von Julie Hell,
08.06.2021
Tahereh Mafi: Wie du mich siehst
von Julie Hell,
26.05.2021
Katherine Rundell: Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer
von Andreas Mahr,
26.05.2021
Lauren Wolk: Echo Mountain
von Susanne Sießegger,
26.05.2021
Nora Luttmer: Hinterland
von Sigrid Lemke,
26.05.2021
Ann Petry: Country Place
von Susanne Sießegger,
25.05.2021
Sophie Hardcastle: Unter Deck
von Julie Hell,
07.05.2021
Takis Würger: Noah
von Michael Keune,
04.05.2021
Marc-Uwe Kling (Autor) Astrid Henn (Illustrationen): Der Tag, als Papa ein heikles Gespräch führen wollte
von Andreas Mahr,
29.04.2021
Anke Loose (Autorin) Ariane Camus (Illustrationen): Der kleine Herr Heimlich hat Großes vor
von Susanne Sießegger,
28.04.2021
Adam Silvera: Am Ende sterben wir sowieso
von Julie Hell,
28.04.2021
Bill Francois: Die Eloquenz der Sardine
von Sönke Christiansen,
28.04.2021
Arnon Grünberg: Besetzte Gebiete
von Nicole Christiansen,
28.04.2021
Sylvain Tesson: Der Schneeleopard
von Michael Keune,
24.04.2021
Sophie Passmann: Komplett Gänsehaut
von Nicole Christiansen,
24.03.2021
David Szalay: Turbulenzen
von Eva Lorenzen,
22.03.2021
Dave Goulson: Bienenweide und Hummelparadies
von Sigrid Lemke,
22.03.2021
Torsten Schäfer: Wasserpfade. Streifzüge an heimischen Ufern
von Sigrid Lemke,
21.03.2021
Elsa Klever: Tier hier
von Susanne Sießegger,
20.03.2021
Satoru Onishi: Wer versteckt sich?
von Susanne Sießegger,
20.03.2021
Laura Creedle: Die Liebesbriefe von Abelard und Lily
von Julie Hell,
20.03.2021
Leslie Connor: Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
von Andreas Mahr,
20.03.2021
Jan Seghers: Der Solist
von Sigrid Lemke,
23.02.2021
Dolly Alderton : Gespenster
von Julie Hell,
22.02.2021
John Boyne: Die Geschichte eines Lügners
von Susanne Sießegger,
21.02.2021
Magdalena Hai: Die Nimmersattkatze
von Nicole Christiansen,
20.02.2021
Nini Alaska: Zickenzeit
von Susanne Sießegger,
19.02.2021
Kirsten Boie: Dunkelnacht
von Susanne Sießegger,
19.02.2021
Chiaki Okada, Ko Okada: Bist du der Frühling?
von Dilek Arslanlar,
18.02.2021
Cornelia Funke: Der Bücherfresser
von Andreas Mahr,
01.02.2021
Karen M. McManus : The Cousins
von Susanne Sießegger,
26.01.2021
Angie Thomas: Concrete Rose
von Julie Hell,
25.01.2021
Nora Bossong: Schutzzone
von Nicole Christiansen,
24.01.2021
Thilo Wydra: Eine Liebe in Paris - Romy und Alain
von Michael Keune,
22.01.2021
Alena Schröder: Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
von Susanne Sießegger,
18.01.2021
Willem Elsschott: Maria in der Hafenkneipe
von Nicole Christiansen,
25.11.2020
Petra Oelker: Im schwarzen Wasser
von Sigrid Lemke,
20.11.2020
Britt Bennett: Die verschwindende Hälfte
von Julie Hell,
19.11.2020
Kate Scelsa: Fans des unmöglichen Lebens
von Julie Hell,
19.11.2020
Adalbert Stifter (Text), Maren Briswalter (Illustrationen): Bergkristall
von Dilek Arslanlar,
18.11.2020
James Ponti: Gefährlicher Auftrag
von Susanne Sießegger,
17.11.2020
Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt
von Nicole Christiansen,
28.10.2020
Ralf Rothmann: Hotel der Schlaflosen - Erzählungen
von Eva Lorenzen,
27.10.2020
Christian Berkel: Ada
von Michael Keune,
26.10.2020
Antje Herden : Parole Teetee
von Nicole Christiansen,
26.10.2020
Anna Woltz: Haifischzähne
von Susanne Sießegger,
22.10.2020
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