Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Germania Fabiano: Mattanza

Lesetipp von Eva Lorenzen - 27.09.2023

Aus dem Italienischen von Barbara Neeb und Katharina Schmidt
Roman, mareverlag, 23,00 €

Die kleine Insel Katria vor der Küste Siziliens lebt schon seit Jahrhunderten vom Thunfischfang. Angeführt wird die Fischerei vom Raìs, einer fast mystisch verklärten Person, der sein Wissen an den nächsten männlichen Nachkommen weitergibt.
Im Jahr 1960 wird Nora geboren, wieder „nur" ein Mädchen und der Raìs bestimmt diese Enkeltochter, entgegen der gängigen Praxis zu seiner Nachfolgerin.
Mit sieben Jahren wohnt sie nicht mehr bei ihren Eltern und Schwestern, sondern allein beim Großvater und wird von ihm in die Geheimnisse des Thunfischfangs der „Mattanza" eingewiesen, skeptisch beäugt von der Dorfgemeinschaft.
Diese Sonderstellung und der große Erwartungsdruck prägen das Leben des Mädchens.
Anfangs schien alles gut zu verlaufen und die ersten von Nora geleiteten Fänge enden sehr ertragreich, doch mit den Jahren werden die Schwärme immer kleiner, oder bleiben ganz aus, da sie von den großen Fischfangflotten im Mittelmeer abgefischt werden.
Damit bricht die Lebensgrundlage vieler Insel-Bewohnenden weg und die anfängliche Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung durch den Tourismus endet jäh, als die ersten toten Geflüchteten angespült werden und später das Erscheinen der Geflüchteten-Boote die Kapazitäten des kleinen Eilands an seine Grenzen bringen.

Die Autorin Germana Fabiano, geboren in Palermo, die als Dozentin für Menschenrechte auch teils in Tübingen lebt, erzählt den Lesenden eindrucksvoll, wie tiefgreifend sich die Welt in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat.

Ein Teil der sizilianischen Kultur im Wandel der Zeit - nostalgisch und hochaktuell

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Michael Kobr: Sonne über Gudhjem

Lesetipp von Sigrid Lemke - 24.09.2023

Kriminalroman, Goldmann, 24,00 €

Bisher hat der dänische Polizist Lennart Ipsen sehr erfolgreich auf internationaler Ebene in Brüssel gearbeitet. Doch nach Burnout und Scheidung will er einen Neuanfang und wird Leiter der Bornholmer Kripo. Sein Plan ist einfach: ruhig und weniger arbeiten, joggen am Strand und angeln.
Doch kaum hat er seinen neuen Job angetreten, wird nach Jahrzehnten das erste Mordopfer auf Bornholm aufgefunden: Der Schweinebauer Kristensen ist in seiner eigenen Räucherkammer ermordet worden. Der Tote hatte sich bei vielen Nachbarn unbeliebt gemacht, aber liegt der Grund für diesen grausamen Tod so nah?
Lennart Ipsen muss tief in die Politik und die jüngere Geschichte der Sonneninsel einsteigen, um den Täter zu ermitteln.
Michael Kobr hat mit Volker Klüpfel zusammen erfolgreich viele Allgäu-Krimis um Kommissar Kluftinger geschrieben. Seine Solo- Reise vom Allgäu nach Bornholm ist wirklich sehr gelungen und entstanden ist ein äußerst spannender, atmosphärisch dichter Kriminalroman, der uns auch immer wieder schmunzeln lässt.

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Deniz Utlu: Vaters Meer

Lesetipp von Michael Keune - 18.09.2023

Roman, Suhrkamp, 25,00 €

„Ich trage das Meer in meinem Namen. Yunus bedeutet Delphin" - Wasser ist für Yunus ein starker Anziehungspunkt, vielleicht geerbt...?!
Als Dreizehnjähriger muss Yunus erleben, dass sein Vater Zeki zwei Schlaganfälle erleidet. Danach  ist dem Vater die Kommunikation nur noch mit den Augen möglich, er wird zum Pflegefall. Yunus wird erwachsen, zieht aus dem Elternhaus aus und beginnt sein Studium. Immer begleiten ihn Erinnerungen an seine Kindheit und  die vielen Erzählungen seines Vaters. An die Geschichte der Türkei, den Militärputsch, das Ankommen in Deutschland, die Pflege des Familienclans und die Begegnung mit teils ungewöhnlichen Menschen. Es geht immer wieder um die Stärke seines Vaters und die große Liebe in der Familie, ebenso um die Fürsorge der Mutter, die ihren Mann aufopferungsvoll pflegt.
Der Alfred-Döblin-Preisträger Deniz Utlu hat einen berührenden Roman geschrieben, der sehr deutlich macht, was ein Elternhaus voller Liebe bedeutet.

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Ursula Poznanski: Oracle

Lesetipp von Annette Quest - 12.09.2023

Jugendbuch ab 14 Jahren, Loewe, 22,00 €

Nach einer mehrjährigen Auszeit aufgrund einer Psychose wagt Julian nun den Schritt zurück ins normale Leben. Er beginnt ein Studium und zieht in ein Wohnheim. Er freut sich darauf, wenn ihn auch der Kontakt mit den vielen Menschen noch überfordert. Zwar sind die furchteinflößenden Trugbilder von damals längst durch seine Medikamente verschwunden, aber er muss noch immer an sie denken. An die dunklen Nebelschwaden, die aus den Augen eines Mitschülers traten, die wurmartigen Schatten oder spitzen schwarzen Keile – und an die Hänseleien einiger Klassenkameraden.
Gerade hat er mithilfe seiner netten und verständnisvollen Mitbewohner:innen an Sicherheit gewonnen, da wirft ihn ein Klassentreffen wieder komplett aus der Bahn. Denn Verena, deren Beine früher vollkommen von einem Schatten verdeckt waren, sitzt im Rollstuhl. Und plötzlich fragt sich Julian, ob seine Trugbilder in Wirklichkeit so etwas wie Vorahnungen gewesen sind...

Eine Stärke dieses neuen faszinierenden Jugendthrillers von Erfolgsautorin Ursula Poznanski liegt in dem authentischen Charakter des Ich-Erzählers Julian. Man taucht so sehr ein in seine immer komplizierter werdende Situation, in seine Ängste, Gedanken und Fragen – dass man ihm und der Autorin selbst die Wendung ins Übernatürliche ohne Weiteres abkauft!

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Frank Maria Reifenberg: An den Ufern des Orowango

Lesetipp von Andreas Mahr - 10.09.2023

Sensitivity Reading: Demba Sanoh
Jugendbuch ab 12, Ueberreuter, 16,00 €

Norddeutschland 1895: Es ist die Zeit der Völkerschauen und des Kolonialismus. Der 14-Jährige Gustav ist fasziniert, als ein „Menschenzirkus" durch sein Dorf zieht, mit "echten Kannibalen" aus dem Kongo. Gustavs Vater ist seit einigen Jahren genau dort verschollen und Gustav möchte eines Tages in den Kongo reisen, um ihn zu finden. Durch einen Zufall lernt er den jungen Kulu, einen der ausgestellten Menschen, kennen. Kulu ist ein Häuptlingssohn - seine Familie wurde mit dem Versprechen nach Europa gelockt, ein Vermögen im Zirkus zu verdienen. Auf der Überfahrt stirbt Kulus gesamte Familie und Kulu lebt nun unter erniedrigenden Bedingungen in einem zutiefst rassistischem Land. Gemeinsam beschließen die neuen Freunde Gustav und Kulu, von Hamburg in den Kongo zu reisen. Eine abenteurliche Reise, die sie durch Russland, England und halb Europa führt, beginnt! Werden Sie Ihr Ziel erreichen?

"An den Ufern des Orowango" ist ein klassischer Abenteuerroman und eine Freundschaftsgeschichte vor dem Hintergrund der deutschen Kolonialzeit. Das Nachwort des Historikers Demba Sanoh erklärt die geschichtlichen Hintergründe und wie sich der Kolonialismus bis heute auf unsere Gesellschaft und unser Denken auswirkt.

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Alex Rühle: Zippel macht Zirkus

Lesetipp von Andreas Mahr - 09.09.2023

Kinderbuch ab 6, dtv, 16,00 €

Hurra, Zippel ist wieder da! In seinem neuesten Abenteuer muss das kleine Schlossgespenst einen Zirkus vor dem Ruin retten. Zippels Gespensterfreund Quockel ist traurig, denn er vermisst den Zirkus Giacometti, in dem er viele Jahre verbracht hat. Zufälligerweise erreicht ihn ein Brief des Zirkusdirektors aus Italien und so erfährt Quockel, dass es dem Zirkus gar nicht gut geht. Der Zauberer Burlosconi will sich an den Artisten für seinen Rauswurf rächen und sabotiert den Betrieb wo er nur kann. Hilfe ist gefordert! Gemeinsam reisen Paul, Frau Wilhelm und die beiden Gespenster nach Italien, um den Zirkus zu retten. Mit viel Witz, kreativen Ideen und - wie in den beiden vorigen Zippel-Bänden - vielen lustigen Liedern gehen die Freunde diese Aufgabe an! Werden sie dem bösen Zauberer gewachsen sein?

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Saša Stanišić: Wolf
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Meron Mendel: Über Israel reden
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Alex Wheatle: Cane Warriors. Niemand ist frei, bis alle frei sind
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Isaac Blum: Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
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Ulrich Hub: Arschbombe verboten
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Anthony McCarten: Going Zero
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