Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Szczepan Twardoch: Demut

Lesetipp von Michael Keune - 09.03.2022

Aus dem Polnischen von Olaf Kühl
Roman, Rowohlt Berlin, 25,00 €

Twardoch, dessen Durchbruch als großartiger Autor mit „Morphin" gelang, hat nach weiteren Romanen jetzt „Demut" geschrieben. Ein Geschehen, das von Krieg handelt und ein Berlin zeigt, voller geschädigter Menschen, starken Überlebenden und auch von Umbrüchen, die ganz Europa betreffen.
Alois Pokora, der Sohn einer vielköpfigen Familie, ist der Erste mit Schulbildung, hat 1918 für sein Land gekämpft und wacht nach Verwundung in einem Berliner Krankenhaus auf.
Wieder genesen rutscht er, nach ewigen Versuchen, Fuß zu fassen, ab in eine dubiose Welt Berlins mit anders gearteten Personen, sogar bis zum Kommunismus.
Dann wird wieder gekämpft und er entkommt, kehrt nach langer Zeit zurück in seine Heimat Schlesien. Auch hier hat sich vieles verändert und auf das Treffen mit seiner großen Liebe, Agnes, folgt ein unerwartetes Ende. Ein Roman mit großer Wucht geschrieben und bestückt mit vielen politischen Fakten.

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Richard Wagamese: Der gefrorene Himmel

Lesetipp von Sönke Christiansen - 23.02.2022

Aus dem Amerikanischen von Ingo Herzke
Roman , Blessing , 22,00 €

Für mich war Kanada ein mit vielen positiven Assoziationen besetztes Land. Die großartige Natur, ein liberales Einwanderungsland und – im Vergleich zu den USA – ein Land, welches seine Ureinwohner vergleichsweise gut behandelt. Mit diesem letzten Punkt räumt Richard Wagamese in seinem teils autobiographischen Roman „Der gefrorene Himmel“ kräftig auf.

Er erzählt die Lebensgeschichte des indigenen Jungen Saul in den 50er und 60er Jahren des 20 Jahrhunderts. In seinen ersten Lebensjahren lebt er mit seinen Eltern und Großeltern tief in den Wäldern Kanadas, doch die Familie zerbricht und Saul wird in eine „Residential School“ gebracht. In diesen, unter kirchlicher Führung betriebenen Einrichtungen, wird den ausschließlich indigenen Kindern der Kontakt zu ihren Familien untersagt und die Verwendung der eigenen Sprache ausgetrieben. Die Kinder verloren den Kontakt zu ihrer kulturellen Gemeinschaft und psychische und sexuelle Gewalt zerstörte oft die Bindungs- und Vertrauensfähigkeit der Kinder. Viele begingen Selbstmord.

Was Saul diese Zeit überstehen lässt, ist seine Liebe zum Eishockey-Spiel. Hier entwickelt er ein besonderes Talent, welches ihm dann auch hilft einen Weg heraus aus der Schule zu finden. Es folgt eine Suche nach Geborgenheit, dem Schutz der Familie und einem Platz in der allzu rassistischen kanadischen Gesellschaft.

Eine sehr ergreifende Lebensgeschichte, die offen und schonungslos die Gewalt und Unterdrückung der indigenen Bevölkerung im Kanada des vorigen Jahrhunderts beschreibt. Richard Wagamese, der selbst als indigenes Kind seine alkoholabhängigen Eltern verlor, hat mit „Der gefrorene Himmel“ ein schonungslos offenes und gleichzeitig spannendes Buch geschrieben.

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Stuart Cosgrove: Cassius X Die Entstehung einer Legende

Lesetipp von Andreas Mahr - 15.02.2022

aus dem Englischen von Kristof Hahn
Biografie, Heyne Hardcore, 24,00 Euro €

Zum 80. Geburtstag Muhammad Alis erscheinen zur Zeit eine Menge Bücher und Biografien. Das vorliegende Buch von Stuart Cosgrove ist auch viel mehr als eine einfache Biografie, es zeigt die Wandlung des jungen Cassius Clay zu Muhammad Ali und bezieht dabei sämtliche kulturellen Einflüsse mit ein. Soul war für Ali beispielsweise von großer Bedeutung, genauso wie die Freundschaft zu Malcolm X und dessen politischer Einstellung. Dieses Buch erzählt also nicht nur die Geschichte einer großen Sportlerpersönlichkeit, sondern auch die der Soulmusik und der Bürgerrechtsbewegung am Anfang von Alis Karriere! - Absolut lesenswert!

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Ronja von Rönne: Ende in Sicht

Lesetipp von Susanne Sießegger - 10.02.2022

Roman, dtv, 22,00 €

Dieser Roman ist eine Katastrophe für Buchhandlungen: Alle wollen ihn lesen und dann ist er ständig nicht lieferbar wegen der hohen Nachfrage!
Für Ronja von Rönne natürlich ein toller Erfolg & Direkteinstieg in die Bestsellerlisten! Wie ist das Buch denn nun? Ich finde es super! Die Rahmenhandlung ist ein klassischer Roadtrip: 2 Heldinnen im Auto auf dem Weg nach irgendwo…Das ist zunächst einmal nicht sooo neu von der Idee her, aber die Umsetzung und die Protagonistinnen machen diesen Roman zu einem besonderen Lesevergnügen.
Juli ist 15 und hat keine Lust mehr zu leben. Sie stürzt sich von einer Autobahnbrücke und fällt der 69-jährigen Hella Licht, ehemaliges Schlagersternchen mit mindestens Alkoholproblem, auf die Motorhaube. Sie hat den gleichen Wunsch wie Juli: ihrem Leben ein Ende zu setzen. Allerdings weniger brutal – sie ist auf dem Weg in die Schweiz, um Sterbehilfe zu erhalten. Was die beiden nun auf ihrer Fahrt Richtung Süden erleben und warum sie ihrem Leben eigentlich ein Ende setzen wollen, wie sie auch irgendwie Freundschaft schließen ist gleichermaßen anrührend und lustig erzählt. Mal muss man schlucken beim Lesen und dann wieder laut herauslachen, weil die Situationskomik und die Dialoge so witzig sind.

Ein Buch, das ich meiner 15-jährigen Nichte genauso in die Hand drücken möchte wie meiner heute sechzig gewordenen Schwägerin!

Ronja von Rönne: Ende in Sicht

Lesetipp von Susanne Sießegger - 10.02.2022

Roman, dtv, 22,00 €

Dieser Roman ist eine Katastrophe für Buchhandlungen: Alle wollen ihn lesen und dann ist er ständig nicht lieferbar wegen der hohen Nachfrage!

Für Ronja von Rönne natürlich ein toller Erfolg & Direkteinstieg in die Bestsellerlisten!

Wie ist das Buch denn nun? Ich finde es super! Die Rahmenhandlung ist ein klassischer Roadtrip: 2 Heldinnen im Auto auf dem Weg nach irgendwo…Das ist zunächst einmal nicht sooo neu von der Idee her, aber die Umsetzung und die Protagonistinnen machen diesen Roman zu einem besonderen Lesevergnügen.

Juli ist 15 und hat keine Lust mehr zu leben. Sie stürzt sich von einer Autobahnbrücke und fällt der 69-jährigen Hella Licht, ehemaliges Schlagersternchen mit mindestens Alkoholproblem, auf die Motorhaube. Sie hat den gleichen Wunsch wie Juli: ihrem Leben ein Ende zu setzen. Allerdings weniger brutal – sie ist auf dem Weg in die Schweiz, um Sterbehilfe zu erhalten.

Was die beiden nun auf ihrer Fahrt Richtung Süden erleben und warum sie ihrem Leben eigentlich ein Ende setzen wollen, wie sie auch irgendwie Freundschaft schließen ist gleichermaßen anrührend und lustig erzählt. Mal muss man schlucken beim Lesen und dann wieder laut herauslachen, weil die Situationskomik und die Dialoge so witzig sind.

Ein Buch, das ich meiner 15-jährigen Nichte genauso in die Hand drücken möchte wie meiner heute sechzig gewordenen Schwägerin!

 

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Hanya Yanagihara: Zum Paradies

Lesetipp von Sybille Kramer - 01.02.2022

Aus dem Englischen übersetzt von Stephan Kleiner
Roman, Claassen, 30,00 €

Eines der besten Bücher der letzten Jahre war für mich der Roman "Ein wenig Leben" von der US-amerikanischen Journalistin und Schriftstellerin Hanya Yanagihara.

Jetzt ist ihr neuer, knapp 900 Seiten umfassender, Roman erschienen, den ich natürlich gleich lesen musste. Es ist ein bombastisches, teilweise ausuferndes, einfühlsames, schreckliches, aber auch spannendes Buch entstanden.

Es gibt drei Teile, die im Abstand von ungefähr 100 Jahren in New York spielen. Dreh- und Angelpunkt ist ein in allen Teilen wiederkehrendes Haus am Washington Square in New York mit seinen Bewohnern. Im ersten Teil, der um 1890 spielt, hat sich die Autorin die Freiheit herausgenommen, die Geschichtsschreibung zu verändern. Bei ihr gibt es - in Folge der Bürgerkriege - die sogenannten Freistaaten, zu denen auch New York gehört. Dort ist die homosexuelle Liebe und Heirat nicht strafbar, sondern ganz normal. Im Mittelpunkt steht ein junger Mann, der die standesgemäße Ehe mit einem wesentlich älteren Mann ablehnt.

Der zweite Teil thematisiert die AIDS- Epidemie in den 1990-er Jahren. Es wird die Geschichte des jungen Hawaiianers David erzählt, der mit Charles, einem reichen Anwalt zusammenlebt. In Rückblenden erzählt uns die Autorin, die selber auf Hawaii aufgewachsen ist, die Familiengeschichte Davids und die Kolonialgeschichte des 50. Bundesstaates der USA.

Der dritte Teil ist in der Zukunft um 2090 angesiedelt. Die Welt wird in regelmäßigen Abständen von verheerenden Pandemien heimgesucht und die Freiheit der Menschen in einem Orwell-artigen Überwachungsstaat eingeschränkt. Angeblich hat Yanagihara die Idee für diesen Teil schon vor der Corona-Pandemie entwickelt. Im Mittelpunkt steht diesmal eine junge Frau, die als Kind die Krankheit überlebt hat und nun besondere Fürsorge braucht. Für mich ist es die stärkste, extrem realistische und dadurch kaum zu ertragende Geschichte in diesem Roman.

Alle Protagonisten sind auf der Suche nach dem Paradies auf Erden. Ob dies gelingt?

Auch wenn der neue Roman von Hanya Yanagihara besonders wegen seiner epischen Breite von mir nicht das Prädikat "Lieblingsbuch" bekommt, macht er nachdenklich und hallt lange nach. In jedem Fall lohnt sich die Lektüre!

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Einar Kárason: Sturmvögel
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Pirkko-Liisa Surojegin: Die tanzende Waldmaus
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Sebastian Grusnick & Thomas Möller: Mein Bruder der Elbenritter
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Kevin Brooks: Bad Castro
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Alex Schulman: Die Überlebenden
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Jenny Erpenbeck: Kairos
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Michael Köhlmeier: Matou
von Michael Keune, 21.09.2021

Edward Wyke-Smith Veronica Cossanteli: Im kleinen wilden Schnergenland
von Andreas Mahr, 15.09.2021

Peter Carnavas: Der Elefant
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Doris Knecht: Die Nachricht
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Matthias Politycki: Das kann uns keiner nehmen
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Dhonielle Clayton, Tiffany D. Jackson, Nic Stone, Angie Thomas, Ashley Woodfolk, Nicola Yoon: Blackout - Liebe leuchtet auch im Dunkeln
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Marc-Uwe Kling (Autor) Astrid Henn (Illustrationen): Der Tag, als Papa ein heikles Gespräch führen wollte
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Anke Loose (Autorin) Ariane Camus (Illustrationen): Der kleine Herr Heimlich hat Großes vor
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Adam Silvera: Am Ende sterben wir sowieso
von Julie Hell, 28.04.2021

Bill Francois: Die Eloquenz der Sardine
von Sönke Christiansen, 28.04.2021

Arnon Grünberg: Besetzte Gebiete
von Nicole Christiansen, 28.04.2021

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