Lesetipp von Annette Quest - 16.06.2022
Kinderbuch ab 6 Jahren, Hanser, 15,00 €
Johnny zermartert sich seinen harten Käferkopf, warum er nur so anders sei als seine Schwestern, die Ameisen. Denn da er in einer Ameisenfamilie aufgewachsen ist, glaubt er natürlich, auch eine Ameise zu sein, ist ja klar. Aber warum können alle alles viel besser als er selbst? Er ist nicht stark genug, stellt sich beim Tragen ungeschickt an, sieht schlecht und bewegt sich viel zu langsam.
Und weil er so dick ist – er ist geradezu kugelrund – muss er draußen schlafen.
Zugegeben, Johnny hat eine tolle Ameisenfreundin, sie heißt Butz, und lässt ihn niemals im Stich.
Doch als er auch noch die rätselhafte Krankheit 'Brummps' bekommt, die womöglich ansteckend ist, wird selbst ihm klar: Er muss nicht nur sein Zuhause, sondern auch Butz verlassen.
Ganz schön traurig! Aber da öffnet ihm zum Glück ein wunderbares Erlebnis seine Käferaugen. Seufz!
Das neue Buch der Jugendliteraturpreisträgerin Dita Zipfel sprüht nur so vor ungewöhnlichen, klugen Ideen und Sprachwitz. Die schwarz-weiß-orangefarbenen Illustrationen von Bea Davies sind originell und inspirierend.
Ein Vorlesebuch der anderen Art!
Lesetipp von Ella Klees - 11.06.2022
Jugendbuch ab 14 Jahren , Loewe, 16,95 €
Georgia ist 18 und war noch nie verliebt, hat noch nie jemanden geküsst. Jetzt an der Uni soll sich das endlich ändern. Schließlich schwärmt sie schon immer für Romantik und Liebesgeschichten mit allem Drum und Dran. Nur ihre eigene lässt irgendwie auf sich warten. Da ist die Uni doch eine gute Gelegenheit, um endlich ihre Schüchternheit zu überwinden und erste Erfahrungen zu sammeln. Bei allen anderen um sie herum funktioniert das mit der Liebe schließlich auch. Und so stürzt sich Georgia immer tiefer in verworrene zwischenmenschliche Beziehungen, während sie herauszufinden versucht, was sie eigentlich wirklich will.
Berührend und einfühlsam erzählt Alice Oseman von Georgias Suche nach der Liebe und sich selbst. Dabei bringt die Autorin dem oder der Lesenden die Themen Aromantik und Asexualität näher, das A in LGBTQIA+. Ganz selbstverständlich beschreibt Oseman eine diverse, bunte Welt, in der es mehr als nur eine Art zu lieben und glücklich zu werden gibt. In direkten, ehrlichen Worten nimmt der Roman seine Leser:innen mit auf eine emotionale Reise hin zu Selbstakzeptanz und den vielfältigen Formen von Liebe und Freundschaft.
Ein Buch, das bewegt und glücklich macht und somit für mich zu Recht den YA Book Prize 2021 gewonnen hat!
Lesetipp von Andreas Mahr - 08.06.2022
Aus dem Englischen von Knut Krüger
Kindersachbuch ab 10 Jahren, cbj, 14,00 €
Dominic Sandbrook ist britischer Historiker und hat eine neue Kindersachbuchreihe über verschiedene Zeitpunkte der Geschichte geschrieben. Unter anderem über Alexander den Großen, den Ersten Weltkrieg und auch über den Zweiten Weltkrieg.
In diesem Buch erzählt Sandbrook geschickt und kindgerecht in einzelnen Kapiteln, wie die verschiedenen Ereignisse des Krieges vonstattengegangen sind. Er fängt mit einem jungen amerikanischen Soldaten, der in der Normandie landet, an und über die Jugend von Hitler und Churchill, eine 10-jährige Polin die die Invasion ihres Landes durch die Wehrmacht erlebt bis hin zu einem Japaner, welcher den Atombomenabwurf von Hiroshima überlebt, entsteht ein komplettes Bild über den zweiten Weltkrieg.
Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, über die Vergangenheit Bescheid zu wissen und Kinder haben viele Fragen dazu. Dieses Buch hilft, sie zu beantworten.
Lesetipp von Eva Lorenzen - 25.05.2022
Roman, Diogenes, 23,00 €
Wilhelm Tell, die Armbrust, der Sohn, der Apfel, alles schon mal gehört?!
Ja, aber wohl nicht so...
Joachim B. Schmidt legt eine rasante Variante dieser Schweizer Sage vor, bestehend aus kurzen Einwürfen von 20 Protagonisten, ganz nah am Geschehen: wir spüren die Kälte im Tal, die Anstrengung des Aufstiegs, den Dreck, den Schweiß, den Hunger und die Wut über die Willkür der Herrschenden.
Wilhelm Tell, ein wortkarger, sturer Antiheld, verfolgt seine Ziele ohne Rücksicht auf die eigene Person.
Ein Mann, der seine Gefühle nicht zeigen kann, aber letztlich als Retter und Rächer seiner Familie erscheint.
Joachim B. Schmidt, in der Schweiz geboren, der jetzt in Island lebt, hat mit dieser Interpretation des Stoffes etwas ganz Eigenes vorgelegt: ein Abenteuerroman wie ein Rausch, nicht aus der Hand zu legen!
Lesetipp von Nicole Christiansen - 23.05.2022
Aus dem Arabischen von Günther Orth
Roman, Berenberg Verlag, 22,00 €
In diesem erstaunlich kurzen Roman wird ein großes Thema virtuos verhandelt; der Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Der Roman erzählt im ersten Teil von einem Beduinenmädchen, das im Sommer 1949 von israelischen Soldaten gefangen, mißbraucht und schließlich in der Wüste getötet wird.
Ein Kriegsschicksal, das von der palästinensischen Autorin Adania Shibli in eine literarische Form verwandelt wird, die nicht die Tat, sondern viel mehr die Umstände, in deren Verlauf es zur Ermordung des Mädchens kommt, in den Fokus setzt.
Da ist immer wieder die Rede von „Er", dem Kommandanten der israelischen Einheit, der im Schlaf in seinem Zelt von einem unbekannten Tier gebissen wird. „Er", dessen Wunde sich entzündet und „Er", der die Befehle gibt.
Adania Shibli nähert sich dem brutalen Geschehen, indem sie Bilder schafft, die das Unsagbare fühlbar machen.
Im zweiten Teil springen wir in die Gegenwart, in der eine Journalistin aus Ramallah von dieser Geschichte erfährt, die sich am 9. August 1949 zutrug.
Es ist das Geburtsjahr der Autorin; nur 25 Jahre später.
Im Roman reflektiert die Journalistin über diese Parallele: „Es mag fürchterlich selbstverliebt klingen, das mich an dem Vorfall ausgerechnet dieses nebensächliche Detail fesselte, zumal die übrigen Details des Vorfalls als rundheraus tragisch zu bezeichnen sind... Vielleicht neigt man intuitiv dazu, zu glauben, das man selbst etwas Besonderes und das eigene Leben außergewöhnlich sei, und vielleicht liebt man es genau deshalb mit allem, was dazugehört."
Die Journalistin beginnt zu recherchieren und fesselt den*die Leser*in mit einer Nebensache, die keine ist. Hier geht es um die Frage nach Menschlichkeit und Gerechtigkeit in Zeiten von Gewalt und Krieg.
Der verknappte Stil ist das Besondere an diesem außergewöhnlichen literarischen Text und erinnert mich an Eric Vuillard, der für seinen Roman „Die Tagesordnung" 2017 mit dem renommierten Prix Goncourt ausgezeichnet wurde.
Lesetipp von Sönke Christiansen - 20.05.2022
Roman , Rowohlt Verlag, 22,00 €
Seit dem 24. Februar ist Krieg in der Ukraine und viele Ukrainer/innen müssen ihr Land verlassen und kommen auch nach Deutschland. Ich muss in diesem Zusammenhang öfter an das Buch von Natascha Wodin „Nastjas Tränen" denken, das schon im Herbst letzten Jahres erschien und in der Nachwendezeit Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts spielt.
Natascha Wodin erzählt die Geschichte von Nastja, einer ausgebildeten Tiefbauingenieurin, die vor Armut und Perspektivlosigkeit ihre Heimat verlassen muss, um in Berlin als Putzfrau Geld für sich und ihre in der Heimat gebliebene Familie zu verdienen. Die Wege von Nastja und der Autorin kreuzen sich, als Natascha Wodin eine Putzfrau sucht und Nastja einstellt. Die gemeinsamen ukrainischen Wurzeln verbinden beide Frauen, doch die Schwierigkeit Nastjas, fern der Heimat anzukommen und sich ganz auf ein Leben in Berlin einzustellen, bilden auch unüberbrückbare Barrieren. Die Sehnsucht nach der Heimat, für den Leser aufgrund der dortigen Perspektivlosigkeit kaum nachvollziehbar, verhindert dieses Ankommen. So ist für Nastja, die extrem sparsam und bescheiden ist und sich jede Annehmlichkeit verbietet, das Leben in Berlin einzig dem Zweck verpflichtet, mit Zähigkeit und Ausdauer Geld zu verdienen und irgendwann wieder in die Heimat zurückzukehren.
Ein wunderbares Buch über eine starke Frau und darüber, wie unterschiedlich die Suche nach Glück ist. Natascha Wodin beschreibt dieses Leben in einer nüchternen, aber ungemein fesselnden Sprache, die mich das Buch in einem Stück durchlesen ließ.
Dita Zipfel: Brummps. Sie nannten ihn Ameise
von Annette Quest,
16.06.2022
Alice Oseman: Loveless
von Ella Klees,
11.06.2022
Dominic Sandbrook: Weltgeschichte(n) - Zeit der Finsternis: Der Zweite Weltkrieg
von Andreas Mahr,
08.06.2022
Joachim B. Schmidt: Tell
von Eva Lorenzen,
25.05.2022
Adania Shibli: Eine Nebensache
von Nicole Christiansen,
23.05.2022
Natascha Wodin: Nastjas Tränen
von Sönke Christiansen,
20.05.2022
Elina Ellis: Von wegen süß!
von Sigrid Lemke,
17.05.2022
Adam Silvera: More Happy Than Not
von Annette Quest,
14.05.2022
Christian Linker: Y-Game - Sie stecken alle mit drin
von Arthur Kaiser,
10.05.2022
Chris Vick: Allein auf dem Meer
von Annette Quest,
20.04.2022
Stewart O'Nan: Ocean State
von Eva Lorenzen,
20.04.2022
Marion Lagoda: Ein Garten über der Elbe
von Sybille Kramer,
17.04.2022
Pauline de Bok: Das Schweigen der Frösche
von Sigrid Lemke,
25.03.2022
Kim Hillyard: Hedwig will hoch hinaus
von Nicole Christiansen,
18.03.2022
Annika Büsing: Nordstadt
von Sybille Kramer,
17.03.2022
Cornelia Franz: Swing High
von Andreas Mahr,
15.03.2022
Regina Wenig: Bauer Errfin und der Kongokäfer
von Susanne Sießegger,
09.03.2022
Szczepan Twardoch: Demut
von Michael Keune,
09.03.2022
Richard Wagamese: Der gefrorene Himmel
von Sönke Christiansen,
23.02.2022
Stuart Cosgrove: Cassius X Die Entstehung einer Legende
von Andreas Mahr,
15.02.2022
Ronja von Rönne: Ende in Sicht
von Susanne Sießegger,
10.02.2022
Ronja von Rönne: Ende in Sicht
von Susanne Sießegger,
10.02.2022
Hanya Yanagihara: Zum Paradies
von Sybille Kramer,
01.02.2022
Abbas Khider: Der Erinnerungsfälscher
von Nicole Christiansen,
31.01.2022
Kirsten Boie: Heul doch nicht, du lebst ja noch
von Sigrid Lemke,
21.01.2022
Goldie Goldblom: Eine ganze Welt
von Nicole Christiansen,
05.01.2022
Karen McManus: You will be the Death of me
von Susanne Sießegger,
03.01.2022
Saša Stanišić : Panda-Pand. Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten
von Susanne Sießegger,
30.11.2021
Davide Morosinotto: Die Rebellen von Salento
von Andreas Mahr,
29.11.2021
Silke Wolfrum : Glückskekse im Advent
von Dilek Arslanlar,
27.11.2021
Katrin Burseg: Unter dem Schnee
von Sigrid Lemke,
17.11.2021
Robert Brack: Blizzard
von Sigrid Lemke,
17.11.2021
Einar Kárason: Sturmvögel
von Sigrid Lemke,
02.11.2021
Yaa Gyasi: Ein erhabenes Königreich
von Nicole Christiansen,
21.10.2021
Juliane Stadler: Krone des Himmels
von Andreas Mahr,
20.10.2021
Pirkko-Liisa Surojegin: Die tanzende Waldmaus
von Dilek Arslanlar,
20.10.2021
Sebastian Grusnick & Thomas Möller: Mein Bruder der Elbenritter
von Susanne Sießegger,
19.10.2021
Kevin Brooks: Bad Castro
von Andreas Mahr,
18.10.2021
Alex Schulman: Die Überlebenden
von Dilek Arslanlar,
28.09.2021
Jenny Erpenbeck: Kairos
von Nicole Christiansen,
22.09.2021
Michael Köhlmeier: Matou
von Michael Keune,
21.09.2021
Edward Wyke-Smith Veronica Cossanteli: Im kleinen wilden Schnergenland
von Andreas Mahr,
15.09.2021
Peter Carnavas: Der Elefant
von Nicole Christiansen,
15.09.2021
Doris Knecht: Die Nachricht
von Eva Lorenzen,
12.08.2021
Matthias Politycki: Das kann uns keiner nehmen
von Nicole Christiansen,
10.08.2021
Miika Nousiainen: Quality Time
von Sönke Christiansen,
10.08.2021
Dhonielle Clayton, Tiffany D. Jackson, Nic Stone, Angie Thomas, Ashley Woodfolk, Nicola Yoon: Blackout - Liebe leuchtet auch im Dunkeln
von Andreas Mahr,
09.08.2021
Sigrid Zeevart: Mika, Tony und Jack
von Susanne Sießegger,
31.07.2021
Ocke Bandixen, Ariane Camus: Auf Löwenjagd
von Susanne Sießegger,
29.07.2021
Lana Bastasic: Fang den Hasen
von Nicole Christiansen,
23.06.2021
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