Lesetipp von Ella Klees - 05.01.2023
Jugendbuch ab 13, Carlsen, 15,00 €
Josefin fühlt sich unsichtbar. In ihrer Klasse ist da niemand, mit dem sie befreundet ist, niemand achtet wirklich auf sie und sie hat nicht mal einen Spitznamen, obwohl ihr Name sich dafür so gut anbieten würde.
Bis Hanna in ihre Klasse kommt, Hanna, still und in sich gekehrt, die kaum auf ihren Namen reagiert, vom Regen unberührt scheint und immer ein Buch über gotische Kirchen mit sich herumträgt. Und obwohl das alles Josefin komisch vorkommt, entsteht zwischen den beiden mit der Zeit eine Freundschaft, die beiden etwas gibt, was ihnen bisher gefehlt hat. Bis Hanna eines Tages verschwindet und die Geheimnisse, die zwischen ihnen stehen, unüberwindbar scheinen.
Susan Kreller erzählt in diesem Jugendbuch ab 13 Jahren eine zarte und doch wortgewaltige Geschichte von Freundschaft, Zusammenhalt und Geheimnissen, von dem Gefühl, unsichtbar zu sein und dann doch von einer Person gesehen zu werden.
Josefin beobachtet sehr genau, was um sie herum passiert und Susan Kreller schafft es, alltägliche Situationen mit so viel Wortgewandtheit und außergewöhnlichen sprachlichen Bildern zu beschreiben, dass man sofort in die Geschichte hineingesogen wird und den Charakteren sehr nahekommen kann. Die skurrilen, aber sehr liebenswerten Figuren sind auch das, was dieses Buch so lebendig und fesselnd macht. Besonders ist es aber der poetische und kunstvolle Schreibstil, der mir in Erinnerung bleiben wird.
Lesetipp von Nicole Christiansen - 27.11.2022
Roman, Siedler, 24,00 €
Der Autor Peter Neumann studierte u.a. Philosophie in Jena und Kopenhagen und ist Redakteur bei "DIE ZEIT".Sein Buch „Jena 1800. Die Republik der freien Geister" erschien 2018 und war ein großer Erfolg.
In der ersten Geschichte in seinem neuen Buch führt uns Peter Neumann in die Hauptkirche St. Trinitatis in Hamburg Altona. Es ist der 26. August 1883. Während der Predigt gerät der schwere Kronleuchter über den Köpfen der Gemeinde wie von Geisterhand heftig ins Schwanken. Eine Viertelstunde dauert das Spektakel und ein Raunen geht durch die Reihen. Als Ursache vermutet man ein schweres Erdbeben.
Gepackt von diesem lokalen Einstieg las ich das Buch, das uns in 19 Kapiteln spannende Begegnungen zwischen bildenden Künstlern, Schriftstellern und Philosophen im 20. Jahrhundert in Europa vorstellt, mit großem Vergnügen. Da trifft 1903 Franziska von Reventlow auf Thomas Mann. Die Gräfin, die sagte „Mich reuen die Sünden, die ich nicht beging", kämpft für ein freies und selbstbestimmtes Leben. James Joyce und Marcel Proust besteigen das Taxi in die Zukunft, und Salvador Dali und Sigmund Freud durchleiden schlaflose Nächte.
Stets sind es Geschichten, in denen wir lesen, wie die Künstler und andere Zeitgenossen ihre persönlichen Krisen meisterten. Eingerahmt werden diese vielfältigen Begegnungen von der ersten Geschichte aus Altona und der letzten Geschichte aus Wuhan 2020. Statt mit den persönlichen Schicksalsberichten endet Peter Neumanns Buch mit dem Sturm, der 2020 über unsere Erde losbrach. Krieg, Klima, Energie und Gesundheitskrise lassen uns besorgt in die Zukunft blicken. Der persönliche Blick in die Vergangenheit, den wir in diesem wunderbar geschriebenen Buch schärfen können, schenkt dem Leser die nötige Zuversicht und macht Mut. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre zum Jahreswechsel!
Lesetipp von Michael Keune - 15.11.2022
Sachbuch Literatur, Berlin Verlag, 20,00 €
"Die Angst ist mein Lebensgefährte."
Als Kind mit den Eltern in ein Land zu gelangen, wo das Entgegenkommen mit Hass und Ausgrenzung gepflastert ist.
Wo die Angst wächst und das Gefühl des Fremdsein den Tag bestimmt. Michel erfährt von seiner Familie dagegen viel Fürsorge. Weitergehen, heranwachsen, die wachsenden Fähigkeiten nutzen. Immer wieder schmerzhafte Erfahrungen der Ablehnung. Verluste hinnehmen. Die wiederkehrenden Fragen: "Was oder wer bin ich? Gehöre ich dazu?" Das Selbstbewußtsein stärken in einer Welt, die ihm viel abverlangt.
Es ist das Persönlichste und Schmerzhafteste, was Friedman je geschrieben hat - so steht es auf dem Buchumschlag. Mich hat dieser Text sehr beeindruckt.
Lesetipp von Nicole Christiansen - 12.11.2022
Ratgeber, Goldmann, 14,00 €
Die Rauhnächte dauern 12 Tage. Sie beginnen am 1. Weihnachtstag und enden am Dreikönigstag.
Es ist eine „Zwischenzeit", die unseren Alltag unterbricht und schon von den Kelten und Germanen durch Rituale zur inneren Einkehr genutzt wurde. Der Ursprung der Rauhnächte könnte auf das mittelhochdeutsche Wort „rouch" (Rauch) zurückgehen. Damals räucherten die Menschen die Ställe und das Haus mit Kräutern oder Harzen, um die Geister zu vertreiben. Heute böllern wir in der Silvesternacht. Keiner glaubt mehr an Geister, doch Stress, Probleme und negative Gedanken verfolgen uns in unserem Alltag. Die Zeit der Stille können wir nutzen, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Bräuche und Rituale können uns dabei unterstützen. Sie schenken uns Sinn, Vertrauen, Sicherheit, Verbundenheit und Zuversicht.
Christine Dohler gibt Erwachsenen und Kindern in ihrem Buch an jedem Tag der Rauhnächte vielfältige Anregungen, um gemeinsam die Natur zu erleben, Kraft zu tanken und magische Momente miteinander zu teilen.
Das Vorlesen wird dank der kleinen Elfe Njola für die Kinder zu einem zauberhaften Vergnügen.
Ein wunderschönes Geschenkbuch für die ganze Familie!
Lesetipp von Annette Quest - 09.11.2022
Aus dem Englischen von Sandra Knuffinke und Jessika Komina
Kinderbuch ab 11 Jahren, Hanser, 18,00 €
Caitlyn ist auf vieles gefasst gewesen, aber so schlimm hat sie sich ihren ersten Tag in der neuen Schule nicht vorgestellt: Lauter enttäuschte Gesichter blicken ihr entgegen und ein Mädchen mustert sie von oben bis unten, rümpft die Nase und sagt: „Na, du bist jedenfalls nicht Paulie Fink!"
Paulie Fink. Alle reden nur noch über diesen Jungen, der offenbar überraschend die Schule gewechselt hat. Seine Streiche seien legendär gewesen, selbst die Lehrer scheinen von Paulies Witz und Ideenreichtum beeindruckt gewesen zu sein. Kurz: Er sei eine Legende.
Doch dann wird Caitlyn plötzlich für die Castingshow 'Mitchell sucht den neuen Paulie Fink' zur Jurorin ernannt. Sie soll sich originelle Challenges ausdenken, um eine oder einen würdigen Paulie-Nachfolger/in zu wählen. Und der quirlige Charme dieser eigenwilligen Schule zieht sie in ihren Bann. Und nicht nur das: Beim Ziegenfüttern, bei der Vorschulkinderbetreuung und nicht zuletzt in Mags 'Menschheitskunde' lernt Caitlyn eine ganze Menge darüber, wie sie vorher gewesen ist, wie sie jetzt ist und wie sie eigentlich gern sein möchte.
Eine außergewöhnliche Geschichte, mal witzig, mal nachdenklich, über Freundschaft und über das Geschichtenerzählen selbst. Denn wer ist dieser Paulie Fink eigentlich wirklich?
Toll, wie z. B. Platons Höhlengleichnis auf Caitlyns ganz alltägliche Erfahrungen heruntergebrochen wird! Und wie die Autorin durch die Interviews so viele verschiedene Perspektiven einflicht. Meiner Meinung nach hat 'Die Suche nach Paulie Fink' den Deutschen Jugendliteraturpreis redlich verdient!
Lesetipp von Susanne Sießegger - 06.11.2022
Kinderbuch ab 5 Jahren, Hanser, 20,00 €
„Hört sich gut an" ist ein großartiges, buntes und informatives Sachbuch für Kinder ab ca. 5 Jahren mit Illustrationen von Ole Könnecke. Verschiedene Tiere spielen die 50 Instrumente. Herrlich komische Bilder! Dazu gibt es eine kindgerechte Erläuterung - Woher kommt das Instrument? Wie wird es gespielt? Wer hat's erfunden? Außerdem findet sich zu jedem Instrument ein QR-Code, der zu einem Musikbeispiel führt. Hans Könnecke hat die 50 Tonbeispiele komponiert und mit solistischen Instrumentalisten aufgenommen. Zauberhaft! Schließlich werden auch noch die einzelnen Singstimmen behandelt, denn die Stimme ist ja unser ureigenstes Instrument.
Fazit: Ein wunderbares Nachschlagewerk für Kinder und alle, die sich für Musik oder sehr witzige Illustrationen interessieren. Sollte in keiner Familienbibliothek fehlen!
Susan Kreller: Hannas Regen
von Ella Klees,
05.01.2023
Peter Neumann: Feuerland. Eine Reise ins lange Jahrhundert der Utopien 1883-2020
von Nicole Christiansen,
27.11.2022
Michel Friedman: Fremd
von Michael Keune,
15.11.2022
Christine Dohler: Rauhnächte mit Kindern erleben. Eine magische Reise für die ganze Familie
von Nicole Christiansen,
12.11.2022
Ali Benjamin: Die Suche nach Paulie Fink
von Annette Quest,
09.11.2022
Ole und Hans Könnecke: Hört sich gut an! 50 Instrumente und wie sie klingen
von Susanne Sießegger,
06.11.2022
Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter
von Nicole Christiansen,
01.11.2022
Amor Towles: Lincoln Highway
von Andreas Mahr,
31.10.2022
Tessa Hadley: Freie Liebe
von Sybille Kramer,
30.10.2022
Cornelia Funke: Ein Engel in der Nacht
von Ella Klees,
29.10.2022
Katja Ludwig: Ellie & Oleg - außer uns ist keiner hier
von Annette Quest,
28.10.2022
Christian Duda: Baumschläfer
von Andreas Mahr,
25.10.2022
Ralf Rothmann: Die Nacht unterm Schnee
von Sönke Christiansen,
29.09.2022
Lauren Groff: Matrix
von Eva Lorenzen,
21.09.2022
Catherine Cusset: Die Definition von Glück
von Susanne Sießegger,
13.09.2022
Varsha Shah: Ajay und die Tintenhelden
von Annette Quest,
04.09.2022
Silke Schlichtmann: Reißaus mit Krabbenbrötchen
von Sigrid Lemke,
03.09.2022
Leona Stahlmann: Diese ganzen belanglosen Wunder
von Sybille Kramer,
23.08.2022
Femi Kayode: Lightseekers
von Andreas Mahr,
15.08.2022
Stefanie Höfler: Feuerwanzen lügen nicht
von Annette Quest,
11.08.2022
Yarrow Townsend: Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen
von Susanne Sießegger,
08.08.2022
Bert Wagendorp: Ferrara
von Sigrid Lemke,
25.07.2022
Kristina Gorcheva-Newberry: Das Leben vor uns
von Nicole Christiansen,
25.07.2022
Nathalie Stüben: Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens
von Eva Lorenzen,
18.07.2022
Miranda Cowley Heller: Der Papierpalast
von Susanne Sießegger,
25.06.2022
Jane Gardam: Mädchen auf den Felsen
von Sybille Kramer,
21.06.2022
Mikita Franko: Die Lüge
von Michael Keune,
18.06.2022
Dita Zipfel: Brummps. Sie nannten ihn Ameise
von Annette Quest,
16.06.2022
Alice Oseman: Loveless
von Ella Klees,
11.06.2022
Dominic Sandbrook: Weltgeschichte(n) - Zeit der Finsternis: Der Zweite Weltkrieg
von Andreas Mahr,
08.06.2022
Joachim B. Schmidt: Tell
von Eva Lorenzen,
25.05.2022
Adania Shibli: Eine Nebensache
von Nicole Christiansen,
23.05.2022
Natascha Wodin: Nastjas Tränen
von Sönke Christiansen,
20.05.2022
Elina Ellis: Von wegen süß!
von Sigrid Lemke,
17.05.2022
Adam Silvera: More Happy Than Not
von Annette Quest,
14.05.2022
Christian Linker: Y-Game - Sie stecken alle mit drin
von Arthur Kaiser,
10.05.2022
Chris Vick: Allein auf dem Meer
von Annette Quest,
20.04.2022
Stewart O'Nan: Ocean State
von Eva Lorenzen,
20.04.2022
Marion Lagoda: Ein Garten über der Elbe
von Sybille Kramer,
17.04.2022
Pauline de Bok: Das Schweigen der Frösche
von Sigrid Lemke,
25.03.2022
Kim Hillyard: Hedwig will hoch hinaus
von Nicole Christiansen,
18.03.2022
Annika Büsing: Nordstadt
von Sybille Kramer,
17.03.2022
Cornelia Franz: Swing High
von Andreas Mahr,
15.03.2022
Regina Wenig: Bauer Errfin und der Kongokäfer
von Susanne Sießegger,
09.03.2022
Szczepan Twardoch: Demut
von Michael Keune,
09.03.2022
Richard Wagamese: Der gefrorene Himmel
von Sönke Christiansen,
23.02.2022
Stuart Cosgrove: Cassius X Die Entstehung einer Legende
von Andreas Mahr,
15.02.2022
Ronja von Rönne: Ende in Sicht
von Susanne Sießegger,
10.02.2022
Ronja von Rönne: Ende in Sicht
von Susanne Sießegger,
10.02.2022
Hanya Yanagihara: Zum Paradies
von Sybille Kramer,
01.02.2022
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