Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Adam Soboczynski: Traumland - Der Westen, der Osten und ich

Lesetipp von Nicole Christiansen - 20.10.2023

Klett Cotta, 20,00 €

In seinem Buch „Traumland" schlägt Adam Soboczynski einen spannenden Bogen von der Ära Kohl bis heute, vom Mauerfall bis zum Krieg in der Ukraine. Sein Buch beginnt 1981, als der damals Sechsjährige mit seiner Familie aus Polen nach Deutschland kommt. Vom Aufnahmelager Friedland zieht die Familie nach Koblenz. „Unser Leben veränderte sich, als hätte jemand einem Schwarzweißfilm mit Zauberhand die Farbe geschenkt." Der Warenüberfluss, die Tatsache, das stets Wasser und Strom vorhanden sind, es eine ausreichend große Wohnung gibt und ein Ford Capri vor der Tür steht, machen das Glück der Familie komplett. Seine Eltern schuften und nehmen viele Entbehrungen in Kauf, um sich in der Bundesrepublik eine neue Existenz aufzubauen. Sie sorgen für eine gute Schulbildung ihrer Kinder und sind stolz darauf, vom Staat keine Unterstützung in Anspruch nehmen zu müssen.
Adam Soboczynski beginnt nach dem Studium in Bonn seine journalistische Laufbahn. Heute leitet er das Ressort Literatur im Feuilleton der ZEIT. Sein neues Buch reflektiert an Hand des westlichen Liberalismus bis hin zum wachsenden Populismus im Osten den schleichenden Umbruch der Gesellschaften. Als Kind einer Einwanderungsfamilie kennt er beide Seiten der Geschichte und schafft es, einen geschärften Blick darauf zu werfen. Das liest sich durchaus amüsant, aber vor allem trägt es zum Verständnis bei. Am Ende seiner Reflexionen gibt er den LeserInnen eine Pflichtlektüre mit auf den Weg: „Die Welt von gestern" von Stefan Zweig. Warum? Weil Zweig 1942 eine „Zeitenwende" beschreibt, deren Parallelen zu heute unübersehbar sind.
Soboczynski resümiert in Bezug auf die Gegenwart:" Denn was anderes galt es jetzt zu verteidigen, als den letzten Hort der Freiheit, diese niemals perfekte, aber beste aller möglichen Welten: den Westen mit seinen ramponierten und verbrauchten Großbegriffen wie Rechtsstaatlichkeit, parlamentarische Demokratie, Privateigentum, Minderheitenschutz und so weiter. Großbegriffe, die noch vor zwanzig Jahren so internationalisiert, so selbstverständlich waren, dass sie bereits nervten."

Wir freuen uns sehr, dass Adam Soboczynski zu uns nach Ottensen kommt. Den Termin finden Sie auf unserer Website unter "Aktuell" ->"Kommende Termine".

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Ole Könnecke: Buddeln, baggern, bauen

Lesetipp von Sybille Kramer - 11.10.2023

Bilderbuch ab 3 Jahren, Hanser, 16,00 €

Mein Tipp im November ist das sehr lustige Bilderbuch von Ole Könnecke. Hier erklärt er uns große Maschinen und Spezial-Fahrzeuge und zwar eingebettet in wirklich witzigen kurzen Geschichten. Auf jeder Doppelseite erleben Frau Schaf, Herr und Frau Maus, die Nashorn-Rasselbande und andere Tiere jeweils ein kleines Abenteuer.
Besonders hat es mir die Titelgeschichte angetan, in der Herr Wolf erst mit seinem Minischaufelbagger eine Grube gräbt, in der er am nächsten Tag ein paar Schafe findet, die dort alleine nicht wieder herauskommen. Herr Wolf entschuldigt sich für seine Dummheit, "rettet" die Schafe mit eben diesem Minischaufelbagger und lädt die Schafe zum Essen ein. Diese finden das voll nett vom Wolf...
Sehr niedlich ist auch die Nashornfamilie, die den Pfannkuchenteig im Betonmischer anrührt, damit alle satt werden!
Ole Könnecke erzählt immer mit einem Augenzwinkern und das macht auch den Erwachsenen beim Vorlesen einen Riesenspaß. Beim Anschauen der großartigen Bilder gibt es zusammen ganz viel zu entdecken. Und ich habe nebenbei noch richtig viel gelernt über Schwimmbagger, Planierraupe und andere spannende Maschinen dank der Zusatz-Infos und Fakten auf jeder Seite.
Empfohlen ab 3 Jahre

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Ute Krause: Die Muskeltiere und die verflixte 13

Lesetipp von Andreas Mahr - 08.10.2023

Kinderbuch ab 8, cbj, 16,00 €

Endlich! Der neue, inzwischen 7. Band der sympathischen Nagetier-WG "Die Muskeltiere" ist soeben erschienen!
Im neuen Band "Die Muskeltiere und die verflixte 13" dreht sich alles um das Thema Aberglauben, denn es ist Freitag, der 13. und der Mäuserich Picandou weiß ganz genau, wie gefährlich diese Datum ist. Obwohl er versucht, alles zu vermeiden, was Unglück bringt (nicht unter Leitern durchgehen, nicht auf Ritzen treten etc.) nimmt das Unglück trotzdem seinen Lauf: Der Hamster Bertram fällt kopfüber in ein Waschbecken und hält sich fortan für einen Wasserhahn! Doch damit nicht genug - die Kneipenmaus Pomme de Terre verschwindet spurlos, als sie Hilfe sucht. Kennt Picandou vielleicht nicht nur die Gefahren, sondern auch die Erlösung vom Unglück?

Lustiger und spannender (Vor-) Lesespaß für alle ab 8 Jahren mit herrlichen Illustrationen der Autorin.

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Torben Kuhlmann: Die graue Stadt

Lesetipp von Susanne Sießegger - 07.10.2023

Kinderbuch ab 8 Jahren, NordSüd, 20,00 €

Der Bilderbuchkünstler Torben Kuhlmann ist der Schöpfer der Mäuseabenteuer „Lindbergh", „Armstrong", „Einstein" und „Edison" und vieler weiterer schöner Bücher. Sein neues Werk mutet zunächst unattraktiv an: Zu grau ist das Cover von „Die graue Stadt". Einen kleinen gelben Farbklecks gibt es allerdings: Die Regenjacke des aus einem Gaubenfenster schauenden Mädchens.
Robin ist mit ihrem Vater aus einer grünen Vorstadt in die Stadt gezogen. „Etwas stimmt mit dieser Stadt nicht..." „Hinter jeder grauen Hausecke lagen jedoch nur weitere graue Straßen - voller grauer Auto, grauer Schilder und grauer Menschen. Selbst im Schaufenster eines Farbenhandels lag nur Graues in Tuben und Näpfen. Mausgrau, Anthrazitgrau, Granitgrau..." Es ist, als hätte die Stadt die Farben aus ihrem Leben verbannt. Auch in der Schule ist Robins Regenmantel der einzige Farbfleck und als sie im Kunstunterricht ein farbenfrohes Sonnenblumenbild malt, hat dies Nachsitzen zur Folge. Dort muss sie sich den Lehrfilm "Wünschenswerte gesellschaftliche Verhaltensweisen" anschauen. Das sind: Anpassung, Unterordnung und Disziplin. Beim Nachsitzen lernt Robin den Jungen Alani kennen. Und zusammen mit einer Gruppe von Musiker:innen und Künstler:innen wollen die beiden ihrer Stadt die Farben zurückgeben. Dieses Abenteuer führt sie in eine verborgene Bibliothek, an das Ende eines Regenbogens, in die fiese Fabrik „Grauwerke" und es wird richtig spannend.
Ein wunderschönes und großartiges gezeichnetes Buch, das die Vielfalt der Farben und der Individualität feiert.

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Germania Fabiano: Mattanza

Lesetipp von Eva Lorenzen - 27.09.2023

Aus dem Italienischen von Barbara Neeb und Katharina Schmidt
Roman, mareverlag, 23,00 €

Die kleine Insel Katria vor der Küste Siziliens lebt schon seit Jahrhunderten vom Thunfischfang. Angeführt wird die Fischerei vom Raìs, einer fast mystisch verklärten Person, der sein Wissen an den nächsten männlichen Nachkommen weitergibt.
Im Jahr 1960 wird Nora geboren, wieder „nur" ein Mädchen und der Raìs bestimmt diese Enkeltochter, entgegen der gängigen Praxis zu seiner Nachfolgerin.
Mit sieben Jahren wohnt sie nicht mehr bei ihren Eltern und Schwestern, sondern allein beim Großvater und wird von ihm in die Geheimnisse des Thunfischfangs der „Mattanza" eingewiesen, skeptisch beäugt von der Dorfgemeinschaft.
Diese Sonderstellung und der große Erwartungsdruck prägen das Leben des Mädchens.
Anfangs schien alles gut zu verlaufen und die ersten von Nora geleiteten Fänge enden sehr ertragreich, doch mit den Jahren werden die Schwärme immer kleiner, oder bleiben ganz aus, da sie von den großen Fischfangflotten im Mittelmeer abgefischt werden.
Damit bricht die Lebensgrundlage vieler Insel-Bewohnenden weg und die anfängliche Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung durch den Tourismus endet jäh, als die ersten toten Geflüchteten angespült werden und später das Erscheinen der Geflüchteten-Boote die Kapazitäten des kleinen Eilands an seine Grenzen bringen.

Die Autorin Germana Fabiano, geboren in Palermo, die als Dozentin für Menschenrechte auch teils in Tübingen lebt, erzählt den Lesenden eindrucksvoll, wie tiefgreifend sich die Welt in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat.

Ein Teil der sizilianischen Kultur im Wandel der Zeit - nostalgisch und hochaktuell

Mehr Rezensionen zu diesem Buch

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Michael Kobr: Sonne über Gudhjem

Lesetipp von Sigrid Lemke - 24.09.2023

Kriminalroman, Goldmann, 24,00 €

Bisher hat der dänische Polizist Lennart Ipsen sehr erfolgreich auf internationaler Ebene in Brüssel gearbeitet. Doch nach Burnout und Scheidung will er einen Neuanfang und wird Leiter der Bornholmer Kripo. Sein Plan ist einfach: ruhig und weniger arbeiten, joggen am Strand und angeln.
Doch kaum hat er seinen neuen Job angetreten, wird nach Jahrzehnten das erste Mordopfer auf Bornholm aufgefunden: Der Schweinebauer Kristensen ist in seiner eigenen Räucherkammer ermordet worden. Der Tote hatte sich bei vielen Nachbarn unbeliebt gemacht, aber liegt der Grund für diesen grausamen Tod so nah?
Lennart Ipsen muss tief in die Politik und die jüngere Geschichte der Sonneninsel einsteigen, um den Täter zu ermitteln.
Michael Kobr hat mit Volker Klüpfel zusammen erfolgreich viele Allgäu-Krimis um Kommissar Kluftinger geschrieben. Seine Solo- Reise vom Allgäu nach Bornholm ist wirklich sehr gelungen und entstanden ist ein äußerst spannender, atmosphärisch dichter Kriminalroman, der uns auch immer wieder schmunzeln lässt.

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Deniz Utlu: Vaters Meer
von Michael Keune, 18.09.2023

Ursula Poznanski: Oracle
von Annette Quest, 12.09.2023

Frank Maria Reifenberg: An den Ufern des Orowango
von Andreas Mahr, 09.09.2023

Alex Rühle: Zippel macht Zirkus
von Andreas Mahr, 08.09.2023

Elena Fischer: Paradise Garden
von Anna Puszies, 27.08.2023

Maiken Nielsen: Die Frau, die es nicht mehr gibt
von Sigrid Lemke, 24.08.2023

Emma Cline: Die Einladung
von Ella Klees, 24.08.2023

Shelley Read: So weit der Fluss uns trägt
von Susanne Sießegger, 23.08.2023

Donna Barba Higuera: Die letzte Erzählerin
von Annette Quest, 12.08.2023

Elle McNicoll: Wie unsichtbare Funken
von Nicole Christiansen, 04.08.2023

Anne Berest: Die Postkarte
von Susanne Sießegger, 23.07.2023

Herbert Clyde Lewis: Gentleman über Bord
von Annette Quest, 22.07.2023

Birgit Birnbacher: Wovon wir leben
von Sybille Kramer, 21.07.2023

Jerry Craft: New Kid - Als wäre Schule nicht eh schon schwer genug
von Andreas Mahr, 12.07.2023

David Long: Gerettet. Wahre Geschichten vom Überleben
von Andreas Mahr, 08.07.2023

Toine Heijmans: Der unendliche Gipfel
von Eva Lorenzen, 27.06.2023

Tom Rob Smith: Kälte
von Andreas Mahr, 20.06.2023

Jennette McCurdy: I'm Glad My Mom Died
von Anna Puszies, 17.06.2023

Kirsten Boie: Der Hoffnungsvogel
von Andreas Mahr, 08.06.2023

Rieke Patwardhan: Die Schule der mittelguten Zauberer
von Susanne Sießegger, 07.06.2023

Saša Stanišić: Wolf
von Annette Quest, 04.06.2023

Meron Mendel: Über Israel reden
von Nicole Christiansen, 22.05.2023

T.C. Boyle: Blue Skies
von Sybille Kramer, 21.05.2023

Liv Strömquist: Astrologie
von Anna Puszies, 16.05.2023

Alex Wheatle: Cane Warriors. Niemand ist frei, bis alle frei sind
von Andreas Mahr, 08.05.2023

Isaac Blum: Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
von Annette Quest, 08.05.2023

Ulrich Hub: Arschbombe verboten
von Susanne Sießegger, 07.05.2023

Anthony McCarten: Going Zero
von Eva Lorenzen, 27.04.2023

Jasmin Schreiber: Schreibers Naturarium
von Sigrid Lemke, 22.04.2023

Michel Bergmann: Mameleben
von Susanne Sießegger, 21.04.2023

Jean-Christophe Grangé: Die marmornen Träume
von Andreas Mahr, 20.04.2023

Cornelia Franz: Wildesland
von Annette Quest, 10.04.2023

Nora Burgard-Arp: Flauschig Mauschig
von Andreas Mahr, 08.04.2023

Anja Reumschüssel: Über den Dächern von Jerusalem
von Annette Quest, 08.04.2023

Amanda Cross: Letzte Analyse
von Sigrid Lemke, 24.03.2023

Martin Suter: Melody
von Sybille Kramer, 21.03.2023

Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben
von Sönke Christiansen, 15.03.2023

Eloy Moreno: Unsichtbar
von Annette Quest, 08.03.2023

Stefanie Taschinski: Tuuli und die geheime Flaschenpost
von Susanne Sießegger, 07.03.2023

R.J. Palacio: White Bird. Wie ein Vogel
von Andreas Mahr, 03.03.2023

Kristina Hauff: In Blaukalter Tiefe
von Nicole Christiansen, 22.02.2023

Mary Beth Keane: Mit dir bis ans Ende der Welt
von Susanne Sießegger, 16.02.2023

Steffen Schroeder: Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor
von Eva Lorenzen, 11.02.2023

Martin Muser: Weil
von Andreas Mahr, 11.02.2023

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