Lesetipp von Andreas Mahr - 09.09.2023
Sensitivity Reading: Demba Sanoh
Jugendbuch ab 12, Ueberreuter, 16,00 €
Norddeutschland 1895: Es ist die Zeit der Völkerschauen und des Kolonialismus. Der 14-Jährige Gustav ist fasziniert, als ein „Menschenzirkus" durch sein Dorf zieht, mit "echten Kannibalen" aus dem Kongo. Gustavs Vater ist seit einigen Jahren genau dort verschollen und Gustav möchte eines Tages in den Kongo reisen, um ihn zu finden. Durch einen Zufall lernt er den jungen Kulu, einen der ausgestellten Menschen, kennen. Kulu ist ein Häuptlingssohn - seine Familie wurde mit dem Versprechen nach Europa gelockt, ein Vermögen im Zirkus zu verdienen. Auf der Überfahrt stirbt Kulus gesamte Familie und Kulu lebt nun unter erniedrigenden Bedingungen in einem zutiefst rassistischem Land. Gemeinsam beschließen die neuen Freunde Gustav und Kulu, von Hamburg in den Kongo zu reisen. Eine abenteurliche Reise, die sie durch Russland, England und halb Europa führt, beginnt! Werden Sie Ihr Ziel erreichen?
"An den Ufern des Orowango" ist ein klassischer Abenteuerroman und eine Freundschaftsgeschichte vor dem Hintergrund der deutschen Kolonialzeit. Das Nachwort des Historikers Demba Sanoh erklärt die geschichtlichen Hintergründe und wie sich der Kolonialismus bis heute auf unsere Gesellschaft und unser Denken auswirkt.
Lesetipp von Andreas Mahr - 08.09.2023
Kinderbuch ab 6, dtv, 16,00 €
Hurra, Zippel ist wieder da! In seinem neuesten Abenteuer muss das kleine Schlossgespenst einen Zirkus vor dem Ruin retten. Zippels Gespensterfreund Quockel ist traurig, denn er vermisst den Zirkus Giacometti, in dem er viele Jahre verbracht hat. Zufälligerweise erreicht ihn ein Brief des Zirkusdirektors aus Italien und so erfährt Quockel, dass es dem Zirkus gar nicht gut geht. Der Zauberer Burlosconi will sich an den Artisten für seinen Rauswurf rächen und sabotiert den Betrieb wo er nur kann. Hilfe ist gefordert! Gemeinsam reisen Paul, Frau Wilhelm und die beiden Gespenster nach Italien, um den Zirkus zu retten. Mit viel Witz, kreativen Ideen und - wie in den beiden vorigen Zippel-Bänden - vielen lustigen Liedern gehen die Freunde diese Aufgabe an! Werden sie dem bösen Zauberer gewachsen sein?
Lesetipp von Anna Puszies - 27.08.2023
Roman, Diogenes, 23,00 €
Billie wusste schon immer was sie will: Geschichten und Gedichte schreiben, mit ihrer Freundin Lea abhängen und mit Ihrer Mutter am Anfang des Monats den größten Eisbecher in der Eisdiele - den Paradise Garden - bestellen, um das Monatsende mit Nudeln und Ketchup wieder wett zu machen. Billie ist 14 und lebt mit ihrer Mutter und einer großen Menge unausgesprochener Geheimnisse in einer 2-Zimmer-Wohnung. Billie heißt eigentlich Erzsébet, und während sie nur Ärschebett hört, trägt sie laut ihrer Großmutter einen wirklich ehrenvollen ungarischen Namen. Als diese nach jahrelanger Abwesenheit im Leben von Billie und ihrer Mutter auftaucht und ihr Zimmer in Beschlag nimmt, weiß Billie mit dem Eindringling vorerst nichts anzufangen. Dann passiert etwas Furchtbares und für Billie teilt sich alles in ein Davor und ein Danach.
"Ich fragte mich, wie viele "aber" jetzt noch kommen würden. Vielleicht war das jetzt mein Leben. Mir war natürlich klar, das ein "aber"-Leben kein richtiges Leben ist. Luna würde sagen, dass es ein Leben mit angezogener Handbremse ist."
Und für Billie entstehen in diesem neuen Leben so viele Lücken und Fragen, dass sie schließlich auf die Suche gehen muss: Nach ihrer Mutter, ihrem Vater, ihrer eigenen Geschichte.
Elena Fischer beschreibt in ihrem Debütroman liebevoll die kreative Lebensweise von Billie und ihrer Mutter und die komplizierten Mutter-Tochter Beziehungen der drei Generationen. Ich habe Billie mit Spannung durch ihren Sommer begleitet, Paradise Garden ist ein abwechslungsreicher Coming-of-Age-Roman, die Geschichte eines Road Trips und einer Familie.
Lesetipp von Sigrid Lemke - 24.08.2023
Roman, Wunderlich, 24,00 €
Im Prolog lernen wir eine sehr entschlossene junge Frau kennen, die im Herbst 1977 an der Beerdigung der Toten von Stammheim teilnimmt.
Aber dann führt uns Maiken Nielsen Mitte der 80er in die Provence, ins Luberon Gebirge. Dort treffen sich Menschen, die anders sein wollen – Aussteiger, Künstler wie z.B. Leonard Cohen, aber auch Gescheiterte. Dorthin hat es auch Alex, eine junge Hamburger Fotografin, verschlagen, die ein Jahr frei durch Europa reisen will. Sie lernt Mado kennen, eine geheimnisvolle Frau, die ihr einen Schlafplatz und Französisch-Unterricht bietet. Alex verliebt sich in einen Seiltänzer und ein Sommer voller Freundschaft, Wärme und Liebe nimmt seinen Lauf. Doch eines Tages ist Mado verschwunden und Alex begreift, dass sie sehr wenig über ihre Freundin weiß.
Maiken Nielsen erzählt uns von diesem Jahr in der Provence abwechselnd aus der Perspektive der beiden Frauen und geschickt schafft sie den Zeitsprung in die Gegenwart.
„Die Frau, die es nicht mehr gibt" ist ein spannender Roman über Freundschaft und Verrat - voller Farben und Geheimnisse.
Lesetipp von Ella Klees - 24.08.2023
Aus dem Amerikanischen Englisch von Monika Baark
Roman, Hanser, 26,00 €
Eine junge Frau in den Hamptons. Sie hat sich eingenistet bei den Reichen und Schönen und keiner soll wissen, dass sie nicht dazugehört.
Simon, mehr als doppelt so alt und wohlhabend, hat die Protagonistin Alex in sein Sommerhaus eingeladen. Dort ist sie sich selbst überlassen, verbringt die Tage am Strand oder im Pool und erfüllt ihre Aufgabe, an Simons Seite gut auszusehen, geht mit zu Abendessen, lächelt und verhält sich ansonsten unauffällig. Simon ist ihre Rettung aus New York, der Stadt, in der Alex als Escort gearbeitet hat und zunehmend in Schwierigkeiten geraten ist. Mit Simon kann Alex möglicherweise ein neues Leben beginnen.
Doch nach einem einzigen Fehltritt wirft Simon sie hinaus – Alex ist obdach- und mittellos. Und sie ist verzweifelt. Für sie gibt es nur einen Ausweg: Bis zu Simons Gartenparty am Ende der Woche durchhalten, dort will, nein, muss sie ihn zurückgewinnen.
Eine Odyssee durch die Häuser, Straßen und Strände der amerikanischen Ostküste beginnt, von einer Begegnung zur nächsten hangelt sich Alex durch den Tag. Alex ist jung und schön und hat gelernt, wie sie sich verhalten muss, um nicht aufzufallen, den Erwartungen zu entsprechen. Doch immer wieder eskalieren die Situationen.
Emma Cline schreibt atmosphärisch und fesselnd von Macht und Abhängigkeit, von Manipulation, Klassengrenzen und Geschlechterrollen. Über 300 Seiten bangt man mit der Protagonistin, mit welchen Dreistigkeiten sie wohl durchkommen, wie die Geschichte ausgehen mag. Dabei schwankt Alex zwischen Selbsttäuschung und Skrupellosigkeit, immer von dem Wunsch, dazuzugehören, angetrieben. Ein packendes Buch über eine Anti-Heldin, die man auch als lesende Person nie vollständig greifen kann. Auch, wenn ich mir an einigen Stellen ein paar mehr Antworten gewünscht hätte, fand ich das Buch dank des großartigen Schreibstils und der hypnotischen Sogwirkung sehr lesenswert.
Lesetipp von Susanne Sießegger - 23.08.2023
Aus dem Amerikanischen Englisch von Wibke Kuhn
Roman, C.Bertelsmann, 24,00 €
Als ich heute morgen um halb sechs aufwachte, habe ich mich keine bisschen über die frühe Stunde geärgert, sondern sofort zum Buch gegriffen: "So weit der Fluss uns trägt". Zum Glück habe ich es vor dem Aufstehen zu Ende lesen können - und eine Träne stand mir am Ende schon in den Augen - hach! Kitschig? Vielleicht! Große Gefühle? Jaaaa!
Wunderbar, beim Lesen so richtig abzutauchen in ein anderes Leben! Die Geschichte eines starken jungen Mädchens, das eine ziemliche Last zu schultern hat: Nach dem Unfalltod ihrer Mutter muss Victoria mit 12 Jahren schon die Rolle der Hausfrau auf der Pfirsichfarm einnehmen. So kommt sie gar nicht so recht zum Trauern, sondern kümmert sich neben der Schule auch noch um den Haushalt und den Küchengarten. Vater und Bruder samt Erntehelfern müssen schließlich versorgt werden. Zur Erntezeit muss sie selbst auch auf den Feldern schuften: den perfekten Reifegrad des Pfirsiche bestimmen, vorsichtig pflücken und sorgsam verpacken. Als Victoria eines Tages den jungen Saisonarbeiter Wilson Moon trifft, setzt sich eine Kette dramatischer Ereignisse in Gang...
Ein hartes Leben in den 1940er Jahren am Fuße der Berge Colorados. Shelley Read hat mit Mitte 50 diesen Debütroman veröffentlicht, dessen bildhafte Sprache und herrliche Naturbeschreibungen die Leser:in mit in die Zeit und mit in die Natur nehmen. Und was es mit dem Fluss aus dem Buchtitel auf sich hat, das lesen Sie am besten selbst...
Frank Maria Reifenberg: An den Ufern des Orowango
von Andreas Mahr,
09.09.2023
Alex Rühle: Zippel macht Zirkus
von Andreas Mahr,
08.09.2023
Elena Fischer: Paradise Garden
von Anna Puszies,
27.08.2023
Maiken Nielsen: Die Frau, die es nicht mehr gibt
von Sigrid Lemke,
24.08.2023
Emma Cline: Die Einladung
von Ella Klees,
24.08.2023
Shelley Read: So weit der Fluss uns trägt
von Susanne Sießegger,
23.08.2023
Donna Barba Higuera: Die letzte Erzählerin
von Annette Quest,
12.08.2023
Elle McNicoll: Wie unsichtbare Funken
von Nicole Christiansen,
04.08.2023
Anne Berest: Die Postkarte
von Susanne Sießegger,
23.07.2023
Herbert Clyde Lewis: Gentleman über Bord
von Annette Quest,
22.07.2023
Birgit Birnbacher: Wovon wir leben
von Sybille Kramer,
21.07.2023
Jerry Craft: New Kid - Als wäre Schule nicht eh schon schwer genug
von Andreas Mahr,
12.07.2023
David Long: Gerettet. Wahre Geschichten vom Überleben
von Andreas Mahr,
08.07.2023
Toine Heijmans: Der unendliche Gipfel
von Eva Lorenzen,
27.06.2023
Tom Rob Smith: Kälte
von Andreas Mahr,
20.06.2023
Jennette McCurdy: I'm Glad My Mom Died
von Anna Puszies,
17.06.2023
Kirsten Boie: Der Hoffnungsvogel
von Andreas Mahr,
08.06.2023
Rieke Patwardhan: Die Schule der mittelguten Zauberer
von Susanne Sießegger,
07.06.2023
Saša Stanišić: Wolf
von Annette Quest,
04.06.2023
Meron Mendel: Über Israel reden
von Nicole Christiansen,
22.05.2023
T.C. Boyle: Blue Skies
von Sybille Kramer,
21.05.2023
Liv Strömquist: Astrologie
von Anna Puszies,
16.05.2023
Alex Wheatle: Cane Warriors. Niemand ist frei, bis alle frei sind
von Andreas Mahr,
08.05.2023
Isaac Blum: Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
von Annette Quest,
08.05.2023
Ulrich Hub: Arschbombe verboten
von Susanne Sießegger,
07.05.2023
Anthony McCarten: Going Zero
von Eva Lorenzen,
27.04.2023
Jasmin Schreiber: Schreibers Naturarium
von Sigrid Lemke,
22.04.2023
Michel Bergmann: Mameleben
von Susanne Sießegger,
21.04.2023
Jean-Christophe Grangé: Die marmornen Träume
von Andreas Mahr,
20.04.2023
Cornelia Franz: Wildesland
von Annette Quest,
10.04.2023
Nora Burgard-Arp: Flauschig Mauschig
von Andreas Mahr,
08.04.2023
Anja Reumschüssel: Über den Dächern von Jerusalem
von Annette Quest,
08.04.2023
Amanda Cross: Letzte Analyse
von Sigrid Lemke,
24.03.2023
Martin Suter: Melody
von Sybille Kramer,
21.03.2023
Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben
von Sönke Christiansen,
15.03.2023
Eloy Moreno: Unsichtbar
von Annette Quest,
08.03.2023
Stefanie Taschinski: Tuuli und die geheime Flaschenpost
von Susanne Sießegger,
07.03.2023
R.J. Palacio: White Bird. Wie ein Vogel
von Andreas Mahr,
03.03.2023
Kristina Hauff: In Blaukalter Tiefe
von Nicole Christiansen,
22.02.2023
Mary Beth Keane: Mit dir bis ans Ende der Welt
von Susanne Sießegger,
16.02.2023
Steffen Schroeder: Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor
von Eva Lorenzen,
11.02.2023
Martin Muser: Weil
von Andreas Mahr,
11.02.2023
Michaël Escoffier: Palomino
von Sigrid Lemke,
09.02.2023
Cornelia Franz: Wildesland
von Annette Quest,
03.02.2023
Etel Adnan: Die Stille verschieben
von Annette Quest,
22.01.2023
Markus Bennemann: Böse Bäume
von Sönke Christiansen,
18.01.2023
Raphaela Edelbauer: Die Inkommensurablen
von Sybille Kramer,
14.01.2023
Jenny Valentine: Ich bin Joy
von Susanne Sießegger,
11.01.2023
Susan Kreller: Hannas Regen
von Ella Klees,
05.01.2023
Peter Neumann: Feuerland. Eine Reise ins lange Jahrhundert der Utopien 1883-2020
von Nicole Christiansen,
27.11.2022
Seite: 3 von 14 | Lesetipps 126 bis 175 von 659 | neuer | älter