Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Isaac Blum: Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen

Lesetipp von Annette Quest - 08.05.2023

Aus dem Englischen von Gundula Schiffer
Jugendbuch ab 14 Jahren, Beltz und Gelberg, 15,00 €

Eines schon mal vorab: Hoodie, der sympathische Erzähler der Geschichte, hat wirklich Humor! Damit meine ich zum einen, dass er mich mit seiner Art immer wieder zum Lachen gebracht hat, zum anderen aber auch, dass er manchmal mit seinem unorthodoxen Verhalten seine orthodox jüdischen Eltern und Lehrer zur Verzweiflung treibt.
Nun hat er sich auch noch in das nichtjüdische Mädchen Anna-Marie verliebt, für einen streng gläubigen Juden ein absolutes No-Go! Und leider schafft es selbst das gemeinsame Hakenkreuz-Entfernen von jüdischen Grabsteinen nicht, die Gemüter zu besänftigen. Hoodie erhält eine Ausgangssperre, muss sein Handy abgeben und isoliert von seinen Mitschülern Strafaufgaben erledigen. Dabei sieht er sich im Recht! Das Dilemma, in dem er steckt, ist gut nachvollziehbar. Er hadert mit den lebensfremden Vorschriften seiner Religion, fühlt sich ihr aber gleichzeitig verbunden.

Unterdessen zieht der Antisemitismus in der amerikanischen Kleinstadt Tregaron immer extremere Aktionen nach sich. Und die Bürgermeisterin, die zu allem Überfluss Anna-Maries Mutter ist, tut nichts dagegen. All das erzeugt eine Spannung, die sich immer weiter zuspitzt. Wie wird sich Hoodie entscheiden? Oder hat die jüdische Gemeinde schon längst seinen Ausschluss beschlossen?

Ein starkes Debüt des Englisch-Lehrers Isaac Blum über Geborgenheit contra Eingeengtsein, Doppelmoral und Freundschaft.

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Ulrich Hub: Arschbombe verboten

Lesetipp von Susanne Sießegger - 07.05.2023

Kinderbuch ab 8 Jahren, Carlsen, 13,00 €

Lahme Ente und blindes Huhn machen einen Ausflug ins Freibad. Blindes Huhn hat zunächst keine Lust (kann auch gar nicht schwimmen) und benimmt sich schon in der Warteschlange völlig unmöglich und peinlich. Die lahme Ente schämt sich sehr für das blinde Huhn und im Bad eskaliert der Streit dann völlig. Das blinde Huhn scheint unter einem Anfall von Größenwahn zu leiden. Lahme Ente möchte bei ihren Artgenoss:innen gut ankommen (eigentlich haben in diesem Freibad nur Enten Zutritt) und verleugnet die Freundschaft zum Huhn. Es ist sehr vertrackt! Eine Arschbombe und ein Gewitter spielen eine große Rolle bei der Versöhnung.
Ulrich Hub schafft es, en passant und ohne erhobenen Zeigefinger Themen wie Loyalität, Freundschaft, Zugehörigkeit und Ausgrenzung darzustellen. Einfach toll!
Die Bilder von Jörg Mühle sind wie immer superwitzig und auf den Punkt.
Herrlich auch das Hörbuch: Vom Autor Ulrich Hub selbst gelesen und ein 51minütiges Hörvergnügen. Obwohl Selbst(vor-)lesen Kind und Vorleser:in gleichermaßen Riesenspaß machen dürfte ;-)
Empfohlen ist dieses großartig witzige Kinderbuch ab 8 Jahren und ich würde sagen: nach oben hin keine Grenze!
Und wer Band 1 und damit den Beginn der Freundschaft von lahmer Ente und blindem Huhn noch nicht kennt: Unbedingt im Doppelpack kaufen!

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Anthony McCarten: Going Zero

Lesetipp von Eva Lorenzen - 27.04.2023

Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
Roman, Diogenes, 25 €

10 ausgewählte Personen haben 2 Stunden Zeit unterzutauchen und wem es gelingt, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, der oder dem winken am Ende 3 Millionen Dollar!
Diesen Test hat der charismatische Milliardär Cy Baxter ersonnen, um die Verantwortlichen der CIA von seinem "Fusion"-Projekt zu überzeugen, einer öffentlich-privaten Zusammenarbeit zwischen den amerikanischen Sicherheitsorganen und seinem Hightech- Unternehmen, durch die die Möglichkeiten der Überwachung auf eine völlig neue Ebene gehoben würden.
Bei einem erfolgreichen Probelauf liegt ein Vertrag über 9 Milliarden Dollar für die nächsten 10 Jahre zur Unterschrift bereit.

Und nun verfolgen wir atemlos, wie eine Kandidatin/ Kandidat nach der/dem anderen unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Überwachung: Drohnen, Satelliten, Gesichtserkennung, DNA-Analyse, Bewegungsprofilen usw. mit Hilfe von Polizeikräften und Zugriffseinheiten aufgespürt und aus dem Spiel genommen wird.
Nur die Bibliothekarin Kaitlyn, anfangs eine vermeintlich leichte Beute, wird mit der Zeit zur großen Herausforderung und allmählich wird klar, dass sie ganz eigene Ziele verfolgt...

Unheimlich spannend, unheimlich aktuell!
Der Autor Anthony McCarten erreicht auf jeden Fall, den eigenen Umgang mit persönlichen Daten kritisch zu hinterfragen und zeigt den schmalen Grat zwischen allgemeiner Sicherheit und persönlicher Freiheit/ Demokratie und Überwachungsstaat.

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Jasmin Schreiber: Schreibers Naturarium

Lesetipp von Sigrid Lemke - 22.04.2023

Sachbuch, Eichborn, 26 €

Das Frühlingswetter ist zur Zeit noch etwas verbesserungswürdig und Spaziergänge können sehr feucht sein. Da gibt es nun eine wunderbare Alternative: Spazieren Sie mit der Schriftstellerin und Biologin Jasmin Schreiber in ihrem Buch „Schreibers Naturarium" durch die Jahreszeiten, erleben Sie jeden Monat Überraschendes, Wissenswertes und Komisches. Schreiber erzählt uns von den Lebewesen in einem Kuhfladen, klärt über vermeintlich bienenfreundliche Saatmischungen und vieles mehr auf. Wir streifen mit ihr durch Wälder, Parks und Wiesen und erfahren Hilfreiches über Gärten oder Balkone.
Es gibt auch noch eine Anleitung, wie wir genau beobachten und selber zum Nature Writer werden können.
Das Naturarium ist wunderbar gestaltet und von Jasmin Schreiber originell und wunderschön illustriert. Sie können richtig in diesem Buch schwelgen und spätestens nach drei Monaten wollen Sie einfach nur hinaus und die Natur selber erleben. Und dann ist auch das Wetter besser!

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Michel Bergmann: Mameleben

Lesetipp von Susanne Sießegger - 21.04.2023

Roman, Diogenes, 25 €

Michel Bergmann wurde 1945 als Kind internierter jüdischer Flüchtlinge in der Schweiz geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er mit seiner Familie zunächst in Paris, später zog die Familie nach Frankfurt, woher Michel Bergmanns Vater stammte. In dieser Zeit spielt auch Bergmanns Debütroman, der 2010 erschien und den sie vielleicht kennen: „Die Teilacher", in dem humorvoll und berührend erzählt wird, wie sich nach Hessen zurückgekehrte Juden im Nachkriegsdeutschland als Vertreter durchschlagen.

In seinem neuen Buch erzählt Bergmann mit schonungsloser Offenheit die Lebensgeschichte seiner Mame - seiner Mutter: Charlotte Meinstein, so ihr Geburtsname, wird 1916 in Zirndorf in Bayern geboren. Wegen der Nationalsozialisten bleibt ihr das Abitur verwehrt, sie flüchtet über Frankreich schließlich in die Schweiz, wo sie als deutsche Jüdin interniert wird. Im Internierungslager wird Michel 1945 geboren. Durch die Flucht aus Deutschland überlebt Charlotte- im Gegensatz zu vielen ihrer Familienangehörigen - den Holocaust. Schon früh wird Michel, wie so viele seiner Generation, von seiner Mame als undankbar empfunden: „Da überlebt man, und das ist der Dank!", „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich lieber nicht überlebt!" oder „So, schmeckt dir nicht? Soll ich dir sagen, was wir im Lager hatten?" Hiermit wird der kleine Michel schon früh konfrontiert und natürlich ist das Verhältnis zur Mutter lebenslang ein schwieriges. Seine Mame Charlotte ist einerseits erfolgreiche Geschäftsfrau, verehrt und umschwärmt, andererseits strenge Mutter, die ihren Sohn nicht schont und mit Erwartungen erdrückt. Und natürlich auch traumatisierte Überlebende der Shoa. Die persönliche Einordnung Bergmanns macht dieses Erinnerungsbuch zu einem ganz besonderen, berührenden und letztlich auch versöhnlichen Werk.

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Jean-Christophe Grangé: Die marmornen Träume

Lesetipp von Andreas Mahr - 20.04.2023

Übersetzt von Ina Böhme
Roman, Tropen, 26 €

Berlin Sommer 1939. Der zweite Weltkrieg steht kurz vor seinem Ausbruch, doch in der Reichshauptstadt tobt das Leben. Im luxuriösen Hotel Adlon treffen sich die Frauen der örtlichen Nazigrößen zum täglichen Champagner, bis an der Spree die Leiche einer Frau aus ihrer Mitte aufgefunden wird. Stillschweigend macht sich die SS in Gestalt des Offiziers Franz Beewen an die Ermittlungen. Die Untersuchung führt Beewen auf die Spur von Simon Kraus, ein begabter Psychoanalyst und Traumdeuter. Die Tote war seine Patientin und hat ihm während der Therapie einige brisante Geheimnisse offenbart. Die beiden ungleichen Männer beschließen zusammen zu arbeiten, doch als noch weitere Frauenleichen auftauchen, werden die Ermittlungen immer verstrickter und dadurch erschwert, dass es in Nazi-Deutschland Morde nicht geben darf.

Grangé ist der Altmeister des französischen Thrillers und mit dem vorliegenden Roman ist ihm ein besonderer Coup gelungen: In fast all seinen früheren Werken hat er den nationalsozialistischen Rassenwahn thematisiert, aber in moderne Zeiten transferiert. Nun begibt er sich zum ersten Mal schriftstellerisch in die Höhle des Löwen selbst und seziert dabei die deutsche Gesellschaft in Nazi-Deutschland minutiös.

 

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Cornelia Franz: Wildesland
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Nora Burgard-Arp: Flauschig Mauschig
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Anja Reumschüssel: Über den Dächern von Jerusalem
von Annette Quest, 08.04.2023

Amanda Cross: Letzte Analyse
von Sigrid Lemke, 24.03.2023

Martin Suter: Melody
von Sybille Kramer, 21.03.2023

Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben
von Sönke Christiansen, 15.03.2023

Eloy Moreno: Unsichtbar
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Stefanie Taschinski: Tuuli und die geheime Flaschenpost
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R.J. Palacio: White Bird. Wie ein Vogel
von Andreas Mahr, 03.03.2023

Kristina Hauff: In Blaukalter Tiefe
von Nicole Christiansen, 22.02.2023

Mary Beth Keane: Mit dir bis ans Ende der Welt
von Susanne Sießegger, 16.02.2023

Steffen Schroeder: Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor
von Eva Lorenzen, 11.02.2023

Martin Muser: Weil
von Andreas Mahr, 11.02.2023

Michaël Escoffier: Palomino
von Sigrid Lemke, 09.02.2023

Cornelia Franz: Wildesland
von Annette Quest, 03.02.2023

Etel Adnan: Die Stille verschieben
von Annette Quest, 22.01.2023

Markus Bennemann: Böse Bäume
von Sönke Christiansen, 18.01.2023

Raphaela Edelbauer: Die Inkommensurablen
von Sybille Kramer, 14.01.2023

Jenny Valentine: Ich bin Joy
von Susanne Sießegger, 11.01.2023

Susan Kreller: Hannas Regen
von Ella Klees, 05.01.2023

Peter Neumann: Feuerland. Eine Reise ins lange Jahrhundert der Utopien 1883-2020
von Nicole Christiansen, 27.11.2022

Michel Friedman: Fremd
von Michael Keune, 15.11.2022

Christine Dohler: Rauhnächte mit Kindern erleben. Eine magische Reise für die ganze Familie
von Nicole Christiansen, 12.11.2022

Ali Benjamin: Die Suche nach Paulie Fink
von Annette Quest, 09.11.2022

Ole und Hans Könnecke: Hört sich gut an! 50 Instrumente und wie sie klingen
von Susanne Sießegger, 06.11.2022

Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter
von Nicole Christiansen, 01.11.2022

Amor Towles: Lincoln Highway
von Andreas Mahr, 31.10.2022

Tessa Hadley: Freie Liebe
von Sybille Kramer, 30.10.2022

Cornelia Funke: Ein Engel in der Nacht
von Ella Klees, 29.10.2022

Katja Ludwig: Ellie & Oleg - außer uns ist keiner hier
von Annette Quest, 28.10.2022

Christian Duda: Baumschläfer
von Andreas Mahr, 25.10.2022

Ralf Rothmann: Die Nacht unterm Schnee
von Sönke Christiansen, 29.09.2022

Lauren Groff: Matrix
von Eva Lorenzen, 21.09.2022

Catherine Cusset: Die Definition von Glück
von Susanne Sießegger, 13.09.2022

Varsha Shah: Ajay und die Tintenhelden
von Annette Quest, 04.09.2022

Silke Schlichtmann: Reißaus mit Krabbenbrötchen
von Sigrid Lemke, 03.09.2022

Leona Stahlmann: Diese ganzen belanglosen Wunder
von Sybille Kramer, 23.08.2022

Femi Kayode: Lightseekers
von Andreas Mahr, 15.08.2022

Stefanie Höfler: Feuerwanzen lügen nicht
von Annette Quest, 11.08.2022

Yarrow Townsend: Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen
von Susanne Sießegger, 08.08.2022

Bert Wagendorp: Ferrara
von Sigrid Lemke, 25.07.2022

Kristina Gorcheva-Newberry: Das Leben vor uns
von Nicole Christiansen, 25.07.2022

Nathalie Stüben: Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens
von Eva Lorenzen, 18.07.2022

Miranda Cowley Heller: Der Papierpalast
von Susanne Sießegger, 25.06.2022

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