Lesetipp von Michael Keune - 15.11.2022
Sachbuch Literatur, Berlin Verlag, 20,00 €
"Die Angst ist mein Lebensgefährte."
Als Kind mit den Eltern in ein Land zu gelangen, wo das Entgegenkommen mit Hass und Ausgrenzung gepflastert ist.
Wo die Angst wächst und das Gefühl des Fremdsein den Tag bestimmt. Michel erfährt von seiner Familie dagegen viel Fürsorge. Weitergehen, heranwachsen, die wachsenden Fähigkeiten nutzen. Immer wieder schmerzhafte Erfahrungen der Ablehnung. Verluste hinnehmen. Die wiederkehrenden Fragen: "Was oder wer bin ich? Gehöre ich dazu?" Das Selbstbewußtsein stärken in einer Welt, die ihm viel abverlangt.
Es ist das Persönlichste und Schmerzhafteste, was Friedman je geschrieben hat - so steht es auf dem Buchumschlag. Mich hat dieser Text sehr beeindruckt.
Lesetipp von Nicole Christiansen - 12.11.2022
Ratgeber, Goldmann, 14,00 €
Die Rauhnächte dauern 12 Tage. Sie beginnen am 1. Weihnachtstag und enden am Dreikönigstag.
Es ist eine „Zwischenzeit", die unseren Alltag unterbricht und schon von den Kelten und Germanen durch Rituale zur inneren Einkehr genutzt wurde. Der Ursprung der Rauhnächte könnte auf das mittelhochdeutsche Wort „rouch" (Rauch) zurückgehen. Damals räucherten die Menschen die Ställe und das Haus mit Kräutern oder Harzen, um die Geister zu vertreiben. Heute böllern wir in der Silvesternacht. Keiner glaubt mehr an Geister, doch Stress, Probleme und negative Gedanken verfolgen uns in unserem Alltag. Die Zeit der Stille können wir nutzen, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Bräuche und Rituale können uns dabei unterstützen. Sie schenken uns Sinn, Vertrauen, Sicherheit, Verbundenheit und Zuversicht.
Christine Dohler gibt Erwachsenen und Kindern in ihrem Buch an jedem Tag der Rauhnächte vielfältige Anregungen, um gemeinsam die Natur zu erleben, Kraft zu tanken und magische Momente miteinander zu teilen.
Das Vorlesen wird dank der kleinen Elfe Njola für die Kinder zu einem zauberhaften Vergnügen.
Ein wunderschönes Geschenkbuch für die ganze Familie!
Lesetipp von Annette Quest - 09.11.2022
Aus dem Englischen von Sandra Knuffinke und Jessika Komina
Kinderbuch ab 11 Jahren, Hanser, 18,00 €
Caitlyn ist auf vieles gefasst gewesen, aber so schlimm hat sie sich ihren ersten Tag in der neuen Schule nicht vorgestellt: Lauter enttäuschte Gesichter blicken ihr entgegen und ein Mädchen mustert sie von oben bis unten, rümpft die Nase und sagt: „Na, du bist jedenfalls nicht Paulie Fink!"
Paulie Fink. Alle reden nur noch über diesen Jungen, der offenbar überraschend die Schule gewechselt hat. Seine Streiche seien legendär gewesen, selbst die Lehrer scheinen von Paulies Witz und Ideenreichtum beeindruckt gewesen zu sein. Kurz: Er sei eine Legende.
Doch dann wird Caitlyn plötzlich für die Castingshow 'Mitchell sucht den neuen Paulie Fink' zur Jurorin ernannt. Sie soll sich originelle Challenges ausdenken, um eine oder einen würdigen Paulie-Nachfolger/in zu wählen. Und der quirlige Charme dieser eigenwilligen Schule zieht sie in ihren Bann. Und nicht nur das: Beim Ziegenfüttern, bei der Vorschulkinderbetreuung und nicht zuletzt in Mags 'Menschheitskunde' lernt Caitlyn eine ganze Menge darüber, wie sie vorher gewesen ist, wie sie jetzt ist und wie sie eigentlich gern sein möchte.
Eine außergewöhnliche Geschichte, mal witzig, mal nachdenklich, über Freundschaft und über das Geschichtenerzählen selbst. Denn wer ist dieser Paulie Fink eigentlich wirklich?
Toll, wie z. B. Platons Höhlengleichnis auf Caitlyns ganz alltägliche Erfahrungen heruntergebrochen wird! Und wie die Autorin durch die Interviews so viele verschiedene Perspektiven einflicht. Meiner Meinung nach hat 'Die Suche nach Paulie Fink' den Deutschen Jugendliteraturpreis redlich verdient!
Lesetipp von Susanne Sießegger - 06.11.2022
Kinderbuch ab 5 Jahren, Hanser, 20,00 €
„Hört sich gut an" ist ein großartiges, buntes und informatives Sachbuch für Kinder ab ca. 5 Jahren mit Illustrationen von Ole Könnecke. Verschiedene Tiere spielen die 50 Instrumente. Herrlich komische Bilder! Dazu gibt es eine kindgerechte Erläuterung - Woher kommt das Instrument? Wie wird es gespielt? Wer hat's erfunden? Außerdem findet sich zu jedem Instrument ein QR-Code, der zu einem Musikbeispiel führt. Hans Könnecke hat die 50 Tonbeispiele komponiert und mit solistischen Instrumentalisten aufgenommen. Zauberhaft! Schließlich werden auch noch die einzelnen Singstimmen behandelt, denn die Stimme ist ja unser ureigenstes Instrument.
Fazit: Ein wunderbares Nachschlagewerk für Kinder und alle, die sich für Musik oder sehr witzige Illustrationen interessieren. Sollte in keiner Familienbibliothek fehlen!
Lesetipp von Nicole Christiansen - 01.11.2022
Roman, Kiepenheuer & Witsch, 24 Euro €
Vor Risiken und Nebenwirkungen möchte ich Sie warnen, bevor Sie diesen klugen und ergreifenden Roman verschlingen werden. Ein deutsches Ehedrama in den Achtzigern führt die emanzipatorischen Versprechen jener Jahre auf schockierende Weise ad absurdum.
Das soziale Gleichgewicht in dieser Spießer Ehe bleibt auf der Strecke. Der Ehemann demütigt seine Frau, weil Sie ihm schlichtweg zu dick ist. Diäten ziehen sich quälend durch das ganze Buch. Der Mann ist sogar im Stande, seine Frau wegen ihres Aussehens für seine eigenen beruflichen Misserfolge verantwortlich zu machen. Er rationalisiert ihr Haushaltsgeld, um sich selbst ein neues Cabrio zu kaufen oder um alleine in den Skiurlaub zu fahren.
Großartig beschreibt Dröscher im Gegenzug, wie die berufstätige Mutter (der Roman wird aus der Perspektive der Tochter erzählt) sich dennoch gegen die Fremdbestimmtheit ihres Körpers wehrt, ein in Not geratenes Mädchen aus der Nachbarschaft aufnimmt, Fremdsprachen lernt und auch noch die demente Mutter versorgt. Sie ist eine starke Frau mit vielen Kompetenzen, ihr Mann ein armer Wicht! Dennoch lässt sie sich diese vielen Gemeinheiten von ihrem Mann gefallen. Dieser Roman besticht durch seine Vielschichtigkeit und Genauigkeit. Unbedingt lesenswert!
In den vielen begeisterten Besprechungen im Feuilleton wurde Daniela Dröscher bereits mit der Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux verglichen. Das Buch stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2022.
Lesetipp von Andreas Mahr - 31.10.2022
Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Höbel
Roman, Hanser, 26,00 €
1954 – der 18-jährige Emmett, nach einjährigem Aufenthalt in einer Besserungsanstalt wegen Totschlags, kommt nach Nebraska nach Hause. Durch den Tod des Vaters wurde er vorzeitig entlassen, um sich um seinen kleinen ziemlich altklugen Bruder Billy zu kümmern. Gemeinsam beschließen sie über den Lincoln Highway, der Amerika von Ost nach West verbindet, nach San Francisco zu ziehen, wo sie ihre verschollene Mutter vermuten. Bevor sie jedoch die Reise antreten können, tauchen zwei alte Freunde von Emmett aus dem Heim auf, die Ihre ganz eigenen Pläne verfolgen. Die beiden Besucher „leihen" sich Emmetts blauen Studebaker in welchem auch noch 3000$ Startkapital versteckt ist aus und fahren Richtung New York. Den beiden Brüdern bleibt nichts anderes übrig als die Verfolgung aufzunehmen, zu Fuß, per Anhalter oder im Güterzug es ist auf jeden Fall die falsche Richtung...
Ein Roadtrip quer durch die USA der 50er Jahre. Eine wahre Odyssee, denn auch als Leser wird man permanent in Verzweiflung getrieben, jedes Mal wenn man denkt, jetzt kann die eigentliche Reise beginnen, wird den Brüdern ein Strich durch die Rechnung gemacht und sie beginnen praktisch von vorn. Amor Towles ist ein großartiger Roman gelungen der alle Facetten der Zeit in Einklang mit der Handlung bringt.Dominic Sandbrook ist britischer Historiker und hat eine neue Kindersachbuchreihe über verschiedene Zeitpunkte der Geschichte geschrieben. Unter anderem über Alexander den Großen, den Ersten Weltkrieg und auch über den Zweiten Weltkrieg.
Michel Friedman: Fremd
von Michael Keune,
15.11.2022
Christine Dohler: Rauhnächte mit Kindern erleben. Eine magische Reise für die ganze Familie
von Nicole Christiansen,
12.11.2022
Ali Benjamin: Die Suche nach Paulie Fink
von Annette Quest,
09.11.2022
Ole und Hans Könnecke: Hört sich gut an! 50 Instrumente und wie sie klingen
von Susanne Sießegger,
06.11.2022
Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter
von Nicole Christiansen,
01.11.2022
Amor Towles: Lincoln Highway
von Andreas Mahr,
31.10.2022
Tessa Hadley: Freie Liebe
von Sybille Kramer,
30.10.2022
Cornelia Funke: Ein Engel in der Nacht
von Ella Klees,
29.10.2022
Katja Ludwig: Ellie & Oleg - außer uns ist keiner hier
von Annette Quest,
28.10.2022
Christian Duda: Baumschläfer
von Andreas Mahr,
25.10.2022
Ralf Rothmann: Die Nacht unterm Schnee
von Sönke Christiansen,
29.09.2022
Lauren Groff: Matrix
von Eva Lorenzen,
21.09.2022
Catherine Cusset: Die Definition von Glück
von Susanne Sießegger,
13.09.2022
Varsha Shah: Ajay und die Tintenhelden
von Annette Quest,
04.09.2022
Silke Schlichtmann: Reißaus mit Krabbenbrötchen
von Sigrid Lemke,
03.09.2022
Leona Stahlmann: Diese ganzen belanglosen Wunder
von Sybille Kramer,
23.08.2022
Femi Kayode: Lightseekers
von Andreas Mahr,
15.08.2022
Stefanie Höfler: Feuerwanzen lügen nicht
von Annette Quest,
11.08.2022
Yarrow Townsend: Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen
von Susanne Sießegger,
08.08.2022
Bert Wagendorp: Ferrara
von Sigrid Lemke,
25.07.2022
Kristina Gorcheva-Newberry: Das Leben vor uns
von Nicole Christiansen,
25.07.2022
Nathalie Stüben: Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens
von Eva Lorenzen,
18.07.2022
Miranda Cowley Heller: Der Papierpalast
von Susanne Sießegger,
25.06.2022
Jane Gardam: Mädchen auf den Felsen
von Sybille Kramer,
21.06.2022
Mikita Franko: Die Lüge
von Michael Keune,
18.06.2022
Dita Zipfel: Brummps. Sie nannten ihn Ameise
von Annette Quest,
16.06.2022
Alice Oseman: Loveless
von Ella Klees,
11.06.2022
Dominic Sandbrook: Weltgeschichte(n) - Zeit der Finsternis: Der Zweite Weltkrieg
von Andreas Mahr,
08.06.2022
Joachim B. Schmidt: Tell
von Eva Lorenzen,
25.05.2022
Adania Shibli: Eine Nebensache
von Nicole Christiansen,
23.05.2022
Natascha Wodin: Nastjas Tränen
von Sönke Christiansen,
20.05.2022
Elina Ellis: Von wegen süß!
von Sigrid Lemke,
17.05.2022
Adam Silvera: More Happy Than Not
von Annette Quest,
14.05.2022
Christian Linker: Y-Game - Sie stecken alle mit drin
von Arthur Kaiser,
10.05.2022
Chris Vick: Allein auf dem Meer
von Annette Quest,
20.04.2022
Stewart O'Nan: Ocean State
von Eva Lorenzen,
20.04.2022
Marion Lagoda: Ein Garten über der Elbe
von Sybille Kramer,
17.04.2022
Pauline de Bok: Das Schweigen der Frösche
von Sigrid Lemke,
25.03.2022
Kim Hillyard: Hedwig will hoch hinaus
von Nicole Christiansen,
18.03.2022
Annika Büsing: Nordstadt
von Sybille Kramer,
17.03.2022
Cornelia Franz: Swing High
von Andreas Mahr,
15.03.2022
Regina Wenig: Bauer Errfin und der Kongokäfer
von Susanne Sießegger,
09.03.2022
Szczepan Twardoch: Demut
von Michael Keune,
09.03.2022
Richard Wagamese: Der gefrorene Himmel
von Sönke Christiansen,
23.02.2022
Stuart Cosgrove: Cassius X Die Entstehung einer Legende
von Andreas Mahr,
15.02.2022
Ronja von Rönne: Ende in Sicht
von Susanne Sießegger,
10.02.2022
Ronja von Rönne: Ende in Sicht
von Susanne Sießegger,
10.02.2022
Hanya Yanagihara: Zum Paradies
von Sybille Kramer,
01.02.2022
Abbas Khider: Der Erinnerungsfälscher
von Nicole Christiansen,
31.01.2022
Kirsten Boie: Heul doch nicht, du lebst ja noch
von Sigrid Lemke,
21.01.2022
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