Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Emilie Chazerand und Aurélie Guillerey: Mein Bruder aus dem Gurkenglas

Lesetipp von Andreas Mahr - 28.04.2017

Tobias Scheffel
Bilderbuch ab 5 Jahre, Knesebeck, 12,95 €

Hieronymus ist ein Einzelkind, das hat viele Vorteile; man muss mit niemandem teilen, die ganze Liebe und Fürsorge der Eltern ist auf ihn konzentriert, aber es bringt auch einige Nachteile mit sich. Nämlich die lästigen Haushaltspflichten.
Da trifft es sich gut, das es im Gemischtwarenladen von Herrn Cocolori genau das richtige für Hieronymus gibt. Er kauft ein Gurkenglas für "ein E-uro, acktezwanzig Cente" und kaum zu Hause angekommen schlüpft der Bruder aus dem Glas. Etwas größer als Hieronymus, aber genauso viele Sommersprossen und mit einem ebenso schrecklichen Vornamen: Archibald!
Wird der neue Bruder den Wünschen von Hieronymus gerecht werden?

Ein vergnüglicher Vorlesespaß für alle, die sich Geschwister wünschen, oder auch manchmal wegwünschen!

Maximilian Moser und Erwin Thoma : Die sanfte Medizin der Bäume

Lesetipp von Sönke Christiansen - 22.04.2017

Sachbuch , Servus, 21,95 €

Bücher über Bäume erfreuen sich nicht zuletzt seit dem Bestseller von Peter Wohlleben "Das geheime Leben der Bäume" großer Beliebtheit.
In "Die sanfte Medizin der Bäume" werden die vielen gesundheitsfördernden Aspekte von unbehandeltem Holz vorgestellt. Autor Erwin Thoma, Erfinder der modernen Massivholzbaumethode "Holz100" (z.B. der "Woodcube" von der IBA in Hamburg-Wilhelmsburg"), belegt mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass z.B. ein Fußboden aus unbehandeltem Holz wesentlich hygienischer ist als Stein- oder gar Kunststoffböden.
Oder er zeigt auf, wie mit Hilfe von selbstgesammelten Nadelholzharzen selbst stark blutende Wunden behandelt werden können. Ein Rezept übrigens, welches früher in den Alpen in vielen Bergdörfern bekannt war und angewendet wurde.
Ein spannendes Buch mit vielen Erkenntnissen - nicht nur für Baumliebhaber.

Nathan Hill: Geister

Lesetipp von Lisa Kurth - 20.04.2017

Werner Löcher-Lawrence und Katrin Behringer
Roman, Piper, 25,00 €

Nathan Hill – Geister

Dieses Buch hat einfach alles! Eine geheimnissvolle Familiengeschichte, vielschichtige Charaktere, Zeitkritik, Einblicke in spezielle Milieus und tolle Dialoge!

Samuel, ein junger Collegedozent, bekommt einen seltsamen Anruf von einem Anwalt: Seine Mutter hat einen republikanischen Präsidentschaftskandidaten angegriffen und braucht nun dringend seine Unterstützung in Form eines Leumundbriefes. Nur hat Samuel seine Mutter nicht gesehen, seit er ein Kind war und sie ihn und seinen Vater plötzlich verlassen hat. Erst will er sich gar nicht darauf einlassen. Doch natürlich beschäftigt ihn die Frage, warum seine Mutter wegging. Außerdem erfährt er, dass sie 1968 in Chicago auf dem College war, Kontakt zur Friedensbewegung hatte und verhaftet wurde. Und weil er seinem Verleger dringend einen Roman liefern muss, wenn er nicht den schon verprassten Vorschuss zurückgeben will, beginnt er zu recherchieren.
Hilfe bekommt er von einer Internetbekanntschaft, einem einsamen spielsüchtigen Mann, mit dem er ein Onlinespiel á la World of Warcraft spielt. Und nebenbei hält ihn eine betrügerische Studentin auf Trab, die um jeden Preis verhindern will, dass er sie durchfallen lässt.

Das College gestern und heute, die 68er Bewegung, die Parallelwelt der Onlinespiele, der alltägliche Wahnsinn in den USA und eine amerikanische Familiengeschichte voller norwegischer Geister – das alles flüssig und unterhaltsam geschrieben – ergeben einen rundherum tollen Roman!

Ian McEwan: Nussschale

Lesetipp von Dilek Arslanlar - 19.03.2017

Bernhard Robben
Roman, Diogenes , 22,00 €

„Nussschale" heißt der 2016 erschienene Roman von Ian McEwan, und er erzählt eine klassische Dreieckskonstellation– allerdings aus einer sehr ungewöhnlichen Erzählperspektive: aus dem Mutterbauch heraus. Eine Frau betrügt ihren Mann mit dessen Bruder und schmiedet ein Mordkomplott. Der einzige Zeuge ist das ungeborene Kind, das McEwan mit höchst unkindlichen Eigenschaften ausstattet. Mit scharfem Verstand, einem feinen Gespür für die Absurditäten des Lebens und dem Pessimismus eines weltenmüden Zynikers. Hellsichtig und wortgewaltig kommentiert der Embryo, was sich außerhalb, und mit Humor, was sich innerhalb seiner Nussschale ereignet, wie den durch die Plazenta dekantierten Burgunder.

McEwan hat zu Shakespeares 400-jährigem Geburtstag eine abgedrehte Variante des „Hamlet" erschaffen. Doch anders als der dänische Prinz, der sich nicht entscheiden mag, seine Rachegedanken in die Tat umzusetzen, ist McEwans ungeborener Held kein Zauderer: Ihn hindern allein die anderen Umstände, in denen sich seine Mutter befindet. Oder kann er sich über diese Grenze hinwegsetzen? Können oder Nichtkönnen, das ist hier die Frage. Ob es Klein-Hamlet nicht doch gelingt, aus dem Mutterleib auszubrechen und seinen Vater zu rächen?

Lena Gorelik: Mehr schwarz als lila

Lesetipp von Ingrid Fiedler - 18.03.2017

Roman, Rowohlt Berlin, 19,95 €

Die Journalistin und Schriftstellerin Lena Gorelik wurde 1981 in St. Petersburg geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Mit ihrem ersten Roman, „Meine weißen Nächte", wurde sie 2004 als Entdeckung gefeiert. Für ihren Roman „Hochzeit in Jerusalem" war 2007 für den Deutschen Buchpreis nominiert.

In ihrem neuen Roman „Mehr Schwarz als Lila" geht es um die siebzehnjährige Alex, die lieber Schwarz trägt als Lila. Ihre Mutter starb, als sie acht Jahre alt war. Damals schenkte ihr der Vater, der als ziemlich schweigsam beschrieben wird, einen Papagei. Alex' beste Freunde sind Nina, die sich „Ratte" nennt, und Paul, der am liebsten Seneca liest. Diese drei sind ein festes Gespann und machen fast alles gemeinsam. Gerne machen sie Spiele, z. B. „Du wirst dich trauen" oder „Stell dir mal vor" und „Wahnwitzige Wortspiele".

Am Anfang des Romans ist Alex seit mehr als sechs Tagen nicht mehr aus dem Haus gegangen. „Ratte" redet nicht mehr mit ihr und Paul ist verschwunden. Nichts ist mehr wie vorher. Die Spiele haben plötzlich ein Ende und Alex muss sich Gedanken machen, was in den Wochen vorher passiert ist. Damals ist ein neuer Referendar in die Klasse gekommen und Alex verliebt sich in ihn. „Ratte" lässt sich mit einer Mitschülerin ein und hat dadurch für die anderen weniger Zeit. Auf einer Klassenreise nach Polen kommt es zu einer unschönen Situation zwischen Alex und Paul. Außerdem macht ihr der Referendar klar, dass sie nur seine Schülerin ist. Das Spiel ist aus und Alex muss sich ihren Gefühlen stellen. Der Papagei entfliegt, Paul ist weg und „Ratte" spricht nicht mehr mit ihr. Lena Gorelik fügt der Handlung Songtexte ein, die Alex' Gedanken und Gefühle widerspiegeln.

Es ist ein Roman, der von Freundschaft, Liebe und Erwachsenwerden erzählt. Er ist für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen gut zu lesen.

T. C. Boyle: Die Terranauten

Lesetipp von Sönke Christiansen - 04.03.2017

Dirk van Gunsteren
Roman, Hanser, 26,00 €

T. C. Boyle bezieht sich in seinem neuen Roman "Die Terranauten" auf ein reales Experiment, welches Anfang der 90er Jahre unter dem Namen "Biosphäre 2" in den USA stattfand. In einer hermetisch abgeriegelten Glaskuppel haben sich 8 Menschen einschließen lassen, um das Überleben der Menscheit in einer lebensfeindlichen Umgebung zu simulieren. Boyle erzählt hier den fiktiven zweiten Versuch dieses Experiments - das erste und echte Experiment war durch wiederholtes Öffnen der Luftschleuse gescheitert. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von drei Personen. Zwei davon, Ramsey und Dawn, haben es in die Auswahl der acht Teilnehmer (vier Frauen, vier Männer) des Experiments geschafft. Linda dagegen musste draußen bleiben.

Was diesen Roman so lesenswert macht - man ahnt es schon auf den ersten Seiten -, ist die Diskrepanz zwischen den Erwartungen an jeden einzelnen der ausgewählten Teilnehmer, nämlich absolutes wissenschaftliches Funkionieren unter schwierigsten Bedingungen (wenig Essen, wenig Saustoff, harte Arbeit, ständige Überwachung, kaum Rückzugsmöglichkeiten), und dem menschlichen Faktor, der beim einem so engen Zusammenleben von acht Individuen auf engsten Raum unausweichlich zu Spannungen führt. Boyle versteht es dabei hervorragend, sich in jeden einzelnen seiner drei Erzähler zu versetzen. Besonders amüsant fand ich die Passagen, wo er die frustrierte zynische Linda - sie hat es nicht in die Kuppel geschafft - ihre Gefühlswelten erzählen lässt. Das Experiment läuft trotz aller menschlichen Schwächen recht gut, bis eine Teilnehmerin schwanger wird und damit das ganze Experiment auf der Kippe steht...

Boyle-Fans werden dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite lieben, für alle anderen hätten für dieses Buch auch 400 statt 600 Seiten ausgereicht.

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Claire Fuller: Eine englische Ehe
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Jean-Luc Seigle: Ich schreibe Ihnen im Dunkeln
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Jesper Juul: Liebende bleiben
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Jonas Lüscher: Kraft
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Noemi Schneider: Das wissen wir schon
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Anna Gavalda: Ab morgen wird alles anders
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Barbara Beuys: Paula Modersohn-Becker Oder: Wenn die Kunst das Leben ist
von Dilek Arslanlar, 25.01.2017

Tana French: Gefrorener Schrei
von Sigrid Lemke, 05.01.2017

Dmitrij Kapitelman: Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters
von Michael Keune, 29.12.2016

David van Reybrouck: Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist.
von Lisa Kurth, 07.12.2016

Oliver Scherz: Wenn der geheime Park erwacht, nehmt euch vor Schabalu in Acht
von Andreas Mahr, 01.12.2016

Jocelyne Saucier: Ein Leben mehr
von Sönke Christiansen, 23.11.2016

Cynthia D' Aprix Sweeney: Das Nest
von Susanne Sießegger, 17.11.2016

Celeste Ng: Was ich euch nicht erzählte
von Ingrid Fiedler, 26.10.2016

Matthias Brandt: Raumpatrouille
von Michael Keune, 21.10.2016

Boris Schumatsky: Die Trotzigen
von Lisa Kurth, 15.10.2016

Sylvie Schenk: Schnell, dein Leben
von Dilek Arslanlar, 01.10.2016

Horst Eckert: Wolfsspinne
von Sigrid Lemke, 28.09.2016

Connie Palmen: Du sagst es
von Nicole Christiansen, 22.09.2016

Steven Herrick: Wir beide wussten, es war was passiert
von Andreas Mahr, 29.08.2016

Barbara Beuys: Helene Schjerfbeck. Die Malerin aus Finnland
von Ingrid Fiedler, 27.08.2016

Bret Anthony Johnston : Justins Heimkehr
von Michael Keune, 18.08.2016

Jenny Han: To all the boys I' ve loved before
von Susanne Sießegger, 28.07.2016

Paula Fürstenberg: Familie der geflügelten Tiger
von Lisa Kurth, 26.07.2016

Judith Hermann: Lettipark
von Dilek Arslanlar, 16.07.2016

Gina Bucher: Ich trug ein grünes Kleid, der Rest war Schicksal. Geschichten von der Liebe
von Nicole Christiansen, 29.06.2016

Henrik Takeda: Inspektor Takeda und die Toten von Altona
von Sigrid Lemke, 29.06.2016

Jean-Philippe Blondel: This is not a love song
von Ingrid Fiedler, 29.06.2016

André Heller: Das Buch vom Süden
von Michael Keune, 28.05.2016

Gernot Gricksch: Ghetto Bitch
von Andreas Mahr, 28.05.2016

David Graeber: Bürokratie
von Lisa Kurth, 28.05.2016

Boris Meyn: Elbtöter
von Sigrid Lemke, 28.04.2016

Juli Zeh: Unterleuten
von Antje Höft, 28.04.2016

Claudia Schreiber: Solo für Clara
von Susanne Sießegger, 27.04.2016

Isabel Bogdan: Der Pfau
von Nicole Christiansen, 23.03.2016

Andreas Pflüger: Endgültig
von Andreas Mahr, 22.03.2016

Tom Cooper: Das zerstörte Leben des Wes Trench
von Sönke Christiansen, 21.03.2016

Karen Duve: Macht
von Lisa Kurth, 25.02.2016

David Grossmann: Kommt ein Pferd in die Bar
von Michael Keune, 23.02.2016

Anne Gesthuysen: Sei mir ein Vater
von Ingrid Fiedler, 22.02.2016

Chelsey Philpot: Ein anderes Paradies
von Susanne Sießegger, 28.01.2016

Sven Stricker: Sörensen hat Angst
von Sigrid Lemke, 27.01.2016

Navid Kermani: Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa
von Antje Höft, 27.01.2016

Junius: Mit ganz viel Hamburg durch das Jahr
von Nicole Christiansen, 29.12.2015

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