Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Jennette McCurdy: I'm Glad My Mom Died

Lesetipp von Anna Puszies - 17.06.2023

Aus dem Englischen von Sylvia Bieker und Henriette Zeltner-Shane
Biografie, S. Fischer, 18,00 €

Jennette McCurdy erzählt in ihrer Autobiographie über das Aufwachsen zwischen Zahnaufheller und Blondierungsmittel, Castings und Tanzunterricht und dem großen Wunsch, ihre Mutter glücklich zu machen.

McCurdys Mutter Debra möchte für ihre Tochter nur das Beste. Etwas, das ihr selbst als Kind verwehrt geblieben ist: Eine Karriere als Schauspielerin! Jennette lebt schon vorher in einem ständigen Versuch, dem zu entsprechen, was ihre Mutter von ihr erwartet, zu lächeln oder zu weinen, all ihre Reaktionen vorherzusehen, doch im Alter von 6 Jahren kommt die Schauspielerei hinzu.
Sie beschreibt ihren Weg als Kinderschauspielerin, die das Kindsein unter dem Druck, Geld zu verdienen und zu gefallen verpasst zu haben scheint. Den Weg als werdende Jugendliche, das Gefühl, um keinen Preis erwachsen werden zu wollen, Kind zu bleiben, ohne Brüste, ohne Periode, um bessere Chancen bei Castings zu haben, um den Traum ihrer Mutter zu erfüllen. Den Weg in die Kalorienrestriktion mit 11 Jahren und ein damit einhergehender stetiger Abrutsch in eine lang anhaltende Essstörung. Auch mit dem Tod von Debra McCurdy, als Jennette 21 ist, ist ihre Suchtgeschichte noch nicht beendet und die Kontrolle über ihr Gewicht bleibt der einzige Halt.
Ein Weg gesäumt von Abhängigkeiten: von ihrer Mutter, Vorgesetzten, ihrem Essverhalten und Alkohol.

„I'm Glad My Mom Died" erzählt aber auch vom Versuch der Abgrenzung, der Verarbeitung und des Ausbruchs in eine selbstbestimmte Welt. Dabei ist erstaunlich, mit wie viel Humor sie erzählt.

Jennette McCurdy, Jahrgang 1992, ist vor allem bekannt durch ihr Rolle in der Nickelodeon Jugendserie „iCarly", die sie von 2007 bis 2012 drehte. Mittlerweile hat sie sich aus dem Schauspielgeschäft zurück gezogen.

Triggerwarnung für das Buch: Körperlicher Missbrauch, Alkoholsucht, Essstörungen

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Kirsten Boie: Der Hoffnungsvogel

Lesetipp von Andreas Mahr - 08.06.2023

Kinderbuch ab 6 Jahren, Oetinger, 16,00 €

Kirsten Boie erzählt in ihrem neuen Buch das Märchen vom Hoffnungsvogel: Im "Glücklichen Land" sind die Menschen einfach immer glücklich und zufrieden - und sie sind freundlich zueinander. Das liegt vor allem am Hoffnungsvogel. Er singt für jeden Menschen, der gerade traurig ist, sein ganz persönliches Lied und kann damit trösten- schon geht es den Menschen besser. Doch eines Tages verschwindet der Hoffnungsvogel aus dem glücklichen Land und Traurigkeit, Wut und Streitlust ziehen ein. Jabu, der Sohn der Königin und Alva, die Tochter der Leuchtturmwärterin, machen sich auf die Suche nach dem Hoffnungsvogel und begeben sich dafür auf eine abenteuerliche Reise.

Kirsten Boie hat ein wundervolles, modernes Märchen zum Thema Hoffnung und Frieden geschaffen und Katrin Engelking hat die einzigartigen Illustrationen dazu geliefert.

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Rieke Patwardhan: Die Schule der mittelguten Zauberer

Lesetipp von Susanne Sießegger - 07.06.2023

Kinderbuch ab 9 Jahren, dtv, 14,00 €

Der 11-jährige Niko ist so mittel: Er ist das mittlere von drei Kindern - seine beiden Geschwister sind natürlich talentiert - er ist mittelgut in der Schule, hat nur einen guten Freund und seine Mittelmäßigkeit nervt ihn! Neuerdings gibt es aber eine Besonderheit in seinem Leben: Immer wieder mal wird er für Momente in einen rosa Nebel eingehüllt, stößt sich deswegen und versucht aber, diese Einschränkung vor seinen Mitmenschen zu verbergen. Ein Besuch bei der merkwürdigen Optikerin Frau Güzel hilft zunächst nicht weiter, aber das Rätsel um den rosa Nebel wird erhellt: Niko scheint ein Seher zu sein und erhält als solcher Einladung, auf ein Zaubererinternat zu gehen – die „MGZ" - die Schule für mittelgute Zauberer. Gerade Niko soll so besondere Fähigkeiten haben? Er ist misstrauisch! Und als seine Mutter ihn tätsächlich zur MGZ bringt, ist Niko zunächst enttäuscht. Die Schule wirkt total chaotisch und lange nicht so elegant und elitär wie das benachbarte „Merlineum". Und was für komische Fächer es auf der MGZ gibt: „Irrungen und Wirrungen" oder „Kreatives Dasein". Die Mahlzeiten schmecken zwar, sind aber sehr seltsam anzusehen. Kariert und bunt und gewöhnungsbedürftig. Vieles verwirrt Niko und er hat Heimweh. Nicht einmal Angel, die junge Wetterhexe, kann Niko die Eingewöhnung erleichtern. Er will nur noch weg! Und begibt sich in eine gefährliche Situation...

Der Cliffhanger am Ende der Geschichte macht Lust auf die nächsten Bände der Reihe, die hoffentlich bald (!!!) erscheinen!

Rieke Patwardhan schreibt locker, lustig und spannend und die Bilder von Daniel Steudtner illustrieren die Geschichte humorvoll. So entstand ein tolles Vorlesebuch, empfohlen ab 9 Jahren.

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Saša Stanišić: Wolf

Lesetipp von Annette Quest - 04.06.2023

Kinderbuch ab 11 Jahren, Carlsen, 14,00 €

Natur? Nein danke! Für Kemi ist Natur nichts als Dreck, Splitter, Mücken und Zecken. Wie kommt seine Mutter nur auf die absurde Idee, ihn bei einem Waldcamp anzumelden?! Noch dazu, wo ein Großteil seiner unliebsamen Schulkameraden daran teilnimmt! Aber seine Mutter bleibt hart, und die Alternative, Ferienbetreuung in der Schule, wäre noch schlimmer.
Also begleiten wir Kemi zu einer brandenburgischen Waldlichtung und erleben mit, wie sich all seine übelsten Befürchtungen bestätigen. Es ist sehr witzig, wie er seine Null-Bock-Haltung offen vor sich her trägt, sich allen Aktivitäten konsequent verweigert und die durchaus engagierten Betreuer:innen gnadenlos auflaufen lässt!

Aber dann geschieht etwas, mit dem Kemi nicht gerechnet hat: Es lässt ihn nicht kalt, dass sein Mitschüler Jörg gemobbt wird. Zu gern würde er in seiner komfortablen Rolle des Sprüche klopfenden Kommentators bleiben, möchte weg schauen, wie die meisten anderen es tun. Aber das kann er nicht. Und plötzlich gerät alles für ihn ins Wanken. Das ist der Moment, in dem der Wolf in Erscheinung tritt ...
Der vielfach preisgekrönte Autor Saša Stanišić hat eine erfrischend unkonventionelle und berührende Geschichte über das Anderssein geschrieben und darüber, wie jemand andersig gemacht wird. Er ruft dazu auf – Kinder und Erwachsene gleichermaßen – hinzusehen und sich unbedingt einzumischen!

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Meron Mendel: Über Israel reden

Lesetipp von Nicole Christiansen - 22.05.2023

Sachbuch, Kiepenheuer & Witsch, 22,00 €

In seiner Jugend suchte der in der Negev-Wüste in Israel aufgewachsene Autor Meron Mendel den Austausch mit palästinensischen Schüler:innen, den das israelische Bildungssystem nicht vorsieht. In einem Dorf namens Neve Schalom in der Nähe von Jerusalem fand er die Ausnahme: eine binationale Schule. Hier lernen die Schüler:innen die „Geschichte des Anderen" kennen, in dem sie einander emathisch zuhören.

In seinem Buch „Über Israel reden" lädt der Historiker und Pädagoge Meron Mendel, der seit 2001 in Deutschland lebt, seine deutsche Leserschaft zu einem spannenden Gedankenaustausch ein. Hochaktuelle Themen verortet er aus deutscher und israelischer
Sicht. Dabei geht er auf Fragen ein, die in der Öffentlichkeit heiß diskutiert werden: Warum ist Israels Sicherheit deutsche Staatsräson? Wie verhält sich die Linke im Nahostkonflikt? Wer solidarisiert sich mit Palästina gegen die israelische Besatzungsmacht? Welche Konsequenzen hat der BDS-Streit am Beispiel des afrikanischen Philosophen Achille Mbembe? Ist Israel Produkt eines europäischen Kolonialismus? Warum wird Kritik an der Erinnerungskultur geübt?
Mendel hat keine schnellen Antworten parat, sondern versucht die deutsche Befindlichkeit in ihrer Argumentationskette analytisch zu entschlüsseln. Als eines von vielen Beispielen wählt er die Reaktion des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung Felix Klein auf die skandalöse Äußerung des palästinensischen Präsidenten Mahmut Abbas während seines Deutschlandbesuchs im Sommer 2022. Dieser behauptete, die Israelis hätten an den Palästinensern nicht einen, sondern gleich „50 Holocausts" verrichtet. Anstatt diese Behauptung als absolut falsch zu kommentieren, beklagte Felix Klein, dass das Verhalten des Präsidenten Abbas „jegliche Sensibilität gegenüber uns deutschen Gastgebern vermissen lasse." Doch darum geht es gar nicht! Die Reaktion des Sprechers der Bundesregierung wird durch Assoziationen gesteuert: „Antisemitismus ist das, was ich gerade fühle." Der Judenhass ist aber kein persönliches Problem, sondern eine objektive Realität, diagnostiziert Mendel.

„Über Israel reden" ist nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2023. Ein wichtiges Buch, das zeigt, wo die Grenze zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus verläuft.

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T.C. Boyle: Blue Skies

Lesetipp von Sybille Kramer - 21.05.2023

Aus dem Amerikanischen Englisch von Dirk van Gunsteren
Roman, Hanser, 28,00 €

Meine Buchempfehlung für den Juni kommt diesmal von einem meiner absoluten Lieblingsautoren. Und das ist T. C. Boyle für mich schon seit über 30 Jahren. Unglaublich ...
Nun ist also sein bereits 18. Roman "Blue Skies" erschienen, von den vielen Kurzgeschichten mal ganz abgesehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass T. C. Boyle die Ausbeutung der Erde durch den Menschen zum Thema macht. Schon 2000 in "Ein Freund der Erde" ging es um die zu erwartende Klimakatastrophe. Die Geschichte spielte in der Zukunft im Jahr 2025!
Die apokalyptischen Szenarien von damals haben uns leider eingeholt, der Visionär Boyle hat in vielem Recht behalten.
Sein neuer Roman spielt in Kalifornien. Dort leben Ottilie und Frank, beide um die 70 Jahre alt. Die Trockenheit und die Brände haben ihr Leben stark verändert. Die beiden erwachsenen Kinder Cooper und Cat könnten nicht unterschiedlicher sein. Cooper ist schon Naturschützer seit Teenager-Tagen. Nun ist er ein auf Käfer und Schmetterlinge spezialisierter Biologe. In Florida lebt Coopers etwas jüngere Schwester Cat und führt ein Leben im Luxus. Sie bewohnt mit ihrem Freund Todd ein traumhaftes Strandhaus - wären da nicht der steigende Meeresspiegel, der ewige Regen und die fürchterliche Langeweile, die die junge Frau immer wieder überfällt ...
Die Familie wird von einigen harten Schicksalsschlägen gebeutelt, teilweise sind die Ereignisse aber auch der eigenen Dummheit geschuldet. Das ist witzig, das ist böse und beim Lesen manchmal kaum auszuhalten. Also wieder ein echter T. C. Boyle, den ich allen ans Herz legen kann, die keine ausgeprägte Ophidiophobie (Angst vor Schlangen) haben.
Mein Tipp: Am 19. Juni spricht der Autor mit Volker Weidermann in der Universität Hamburg über sein neues Werk. Die deutschen Textpassagen liest die Schauspielerin Eva Maria Nikolaus.

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