Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Karen Köhler: Himmelwärts

Lesetipp von Anna Puszies - 06.04.2024

Kinderbuch ab 10 Jahren, Hanser, 19,00 €

In Himmelwärts verbringen wir eine schlaflose und abenteuerreiche Nacht mit Toni-Peperoni (auch genannt: Totoroni) und ihrer allerbesten Pommes-Freundin und Nachwuchsforscherin YumYum. Die beiden planen schon laaange eine Nacht draußen im Zelt, um ihr kosmisches Radio auszuprobieren und so viele Süßigkeiten zu verdrücken wie in ihren Snackmagen passen, der ganz ähnlich wie Hermine Grangers Handtasche funktioniert! Zum Glück erlaubt es Tonis Papa, und YumYums Mama muss ja auch nicht alles wissen... doch außer Toni und YumYum sitzt noch die große Vermissung mit im Zelt, denn Toni hat ihre Mama verloren. Deshalb hoffen die beiden sie mit ihrem Radio dort oben erreichen zu können. In dieser Nacht erzählt uns Totoroni, während sie in den Himmel funken, von ihrer wunderbaren Mama und wir erfahren Stück für Stück mehr über die Geschichte ihrer Vermissung.
Karen Köhler beschreibt in ihrem ersten Kinderbuch Tonis schmerzhafte und aufrichtige Trauer. Himmelwärts ist aber ebenso eine poetische Geschichte über Familie, Freundschaft und die kleinen und großen Wunder unserer Welt.
Empfohlen ab 10 Jahren, am besten zum gemeinsamen Lesen und darüber sprechen oder für erprobte junge und ältere Leser*innen. Eine traurig-lustig-philosophische Leseempfehlung, gespickt mit tollen Illustrationen von Bea Davis.

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Diane Oliver: Nachbarn

Lesetipp von Målin Kruse - 22.03.2024

Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit und Volker Oldenburg
Roman, Aufbau Verlag, 24,00 €

In fünfzehn Storys fing Diane Oliver Mitte der 1960er Jahre das Amerika der Bürgerrechtsbewegung ein. Ihre Protagonist:innen erleben Rassismus alltäglich:

Ellies Familie lebt in tödlicher Bedrohung weil ihre Eltern planen, ihren kleinen Bruder Tommy auf die Schule der Weißen zu schicken.

Winifred leidet unter dem Aktivismus ihres liebenden Vaters, der sie als einzige Schwarze Studentin ein College in den Südstaaten besuchen lässt. Dort tun alle so, als sei sie gar nicht da – oder reden argwöhnisch über sie.

Zu gern würde Jenny einmal im Restaurant am Nachbartisch von Mrs. Wright sitzen, für die sie putzt, sie stellt sich vor, wie Mrs. Wright die Augen aus dem Kopf fielen und sie hochrot würde. Zusammen mit drei weiteren Aktivist:innen besucht Jenny wider der gesellschaftlichen Regel ein Restaurant der Weißen.

Rassistische Übergriffe drängen Mrs. und Mr. Mack mit ihrem Sohn in den Wald, weit weg von der Zivilisation. Es besucht sie eine Weiße, die die Ruhe stört und den Rückzug der Familie nicht akzeptiert.

Oliver veranschaulicht den Rassismus gegen die Schwarze Bevölkerung sowie die Wut, den Mut und das Engagement Schwarzer Amerikaner:innen in den 1950er und 60er Jahren. Die Bilder, die sie zeichnet, werden mir im Gedächtnis bleiben.
Wäre Diane Oliver nicht leider 1966 im Alter von 22 Jahren bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen, wäre sie sicherlich eine vielbeachtete Schriftstellerin geworden. Ihre frühen, feinen literarischen Erzählungen sollten Sie auf jeden Fall lesen! In diesem Jahr erschienen sie erstmals auf Deutsch, übersetzt von Brigitte Jakobeit und Volker Oldenburg, mit einem Nachwort von Tayari Jones.

 

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Elizabeth Strout: Am Meer

Lesetipp von Nicole Christiansen - 11.03.2024

Aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Roth
Roman, Luchterhand Verlag, 24,00 €

Im September 2022 bekam die US-Autorin und Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Strout den Siegfried-Lenz-Preis im Hamburger Rathaus verliehen. Auf die Frage „Wie fühlt es sich bloß an, jemand anders zu sein?“ antwortete sie damals „Eigentlich kann man diese Frage nicht beantworten - es sei denn, man schreibt… Es ist meine Antriebskraft, das herauszufinden.“ 
Dem Sog ihrer Erzählstimme kann man sich auch in ihrem neuen Roman  nicht entziehen. Die zauberhafte Lucy Barton, die wir bereits aus dem Vorgängerroman „Oh, William“ kennen, wird gemeinsam mit ihrem Ex-Mann William die Flucht aus New York ergreifen, um in einem alten, vorübergehend gemieteten Haus in Maine dem Corona-Wahnsinn zu entfliehen. In dem Dorf Crosby werden sich weitere Figuren aus früheren Strout-Romanen treffen. Für das Verständnis der Handlung ist es völlig unerheblich, ob man das vertraute Personal bereits kennt. Für Insider:innen ist das „Wiedersehen“ mit Olive Kitteridge & Co. eine große Freude!
Schockiert verfolgen Lucy und William vor dem Fernseher die düsteren Nachrichten über die Pandemie. Die tiefe Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft nimmt durch Trump sichtbar zu und beunruhigt die beiden zutiefst. Lucy hadert. Anfangs fällt es ihr schwer, sich auf die neue Situation einzulassen. Sie vermisst ihr Leben in N.Y., sie sorgt sich um ihre Töchter Chrissy und Becka und sie versucht den Tod von David zu verarbeiten, der ihr zweiter Ehemann war. Sie geht zweimal am Tag am Meer spazieren und allmählich beruhigt sie sich, sie beginnt loszulassen. Strout lässt uns mit Lucy fühlen… die Quarantäne nimmt ihr das Zeitgefühl, sie kommt sich alt und vergesslich vor, manchmal urteilt sie mit unnachgiebiger Strenge, um ein paar Seiten später an Einsicht zu gewinnen… Beim Lesen beschleicht uns tatsächlich das Gefühl, als würde die Autorin von unseren eigenen Stärken und Schwächen, von unseren Widersprüchen und Geheimnissen wissen und diese mit uns teilen. Strout ist eine brillante Menschenkennerin und eine großartige Schriftstellerin. Mit ihren Büchern vermag sie den Menschen etwas Wichtiges zu geben: Verständnis!

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Dan Jones: Mächte und Throne

Lesetipp von Andreas Mahr - 09.03.2024

Aus dem Englischen von Heike Schlatterer
Sachbuch, C.H. Beck Verlag, 38,00 €

Dan Jones ist Historiker, Journalist und Romanautor. Unter anderem für die BBC hat er schon viele sehenswerte Dokumentationen  gedreht. Dan Jones hat das Mittelalter zwar nicht neu definiert, verfolgt aber mit seinem Buch einen neuen Ansatz. Anstatt einfach chronologisch Ereignisse des Mittelalters zu rekapitulieren, nimmt er Themenbereiche, wie Kunst, Bildung oder Religion und bettet diese in einen kulturellen historischen Zusammenhang. Dabei vergisst er nie einzelne Bestandteile der Geschichte in Beziehung mit der Gegenwart zu setzen. Ein wirklich gelungenes und sehr unterhaltsames Sachbuch, das völlig neue Sichtweisen auf das Mittelalter ermöglicht.

Bei C.H. Beck ist parallel gerade sein neuester historischer Roman erschienen: „Die Essex Dogs“. Auf die Besprechung dieses Titels können Sie sich in unserem nächsten Newsletter freuen!

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Maja Nielsen: Der Tunnelbauer

Lesetipp von Andreas Mahr - 09.03.2024

Jugendbuch ab 13 Jahren, Gerstenberg Verlag, 14,00 €

Ostberlin 1961. Achim ist gerade mit der Schule fertig und möchte gerne Ingenieurswesen studieren, dafür muss er aber in die FDJ eintreten und das geht ihm gegen den Strich. Zu allem Überfluss beginnt die SED Führung damit, die Mauer zu bauen. Für Achim ist klar, er kann und will in diesem Land nicht bleiben.Tatsächlich gelingt ihm mit Hilfe westdeutscher Schleuser und eines Schweizer Passes die Flucht in den Westen. Dort angekommen setzt er sich zusammen mit anderen jungen Leuten für die Flüchtlingshilfe ein. Die Gruppe besorgt Pässe, schickt Kontaktpersonen in den Osten oder organisiert Schmuggelrouten. Doch nach und nach deckt die Stasi alle Fluchtaktivitäten auf, und verhaftet Achims Familie und Freundin, die noch in der DDR leben. Darum bleibt nur noch ein Ausweg - Achim nutzt seine Kenntnisse als Ingenieur, um Tunnel unter der Mauer zu graben und so möglichst vielen Menschen zur Flucht zu verhelfen. Vor allem seine Freundin Chris möchte er unbedingt rausholen, doch die Zeit läuft und es gibt einen Verräter in der Gruppe... .

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Kimberly Brubaker Bradley: Gras unter meinen Füßen

Lesetipp von Annette Quest - 08.03.2024

Aus dem Englischen von Beate Schäfer
Kinderbuch ab 11 Jahren, dtv, 16,00 €

Die neunjährige Ada darf die kleine Londoner Wohnung nicht verlassen, weil sie einen Klumpfuß hat, den ihre Mutter für eine Schande hält. Während Adas kleiner Bruder Jamie in die Schule gehen darf, bleibt sie dazu verdammt, auf einem Stuhl sitzend aus dem Fenster zu gucken. Oder sich zur Strafe in das schreckliche Kabuff unter der Spüle zu quetschen, wo Küchenschaben über sie krabbeln.
Doch dann sollen 1939 im Rahmen einer großangelegten Aktion Kinder aufs Land evakuiert werden, weil der Angriff Deutschlands droht. Ada, die sich inzwischen heimlich und unter Schmerzen das Laufen beigebracht hat, schummelt sich dazu. Während Jamie sehr unter der Trennung von der Mutter leidet, eröffnet die Verschickung für Ada im wahrsten Sinne des Wortes die Welt. Denn bei der alleinstehenden Susan, die die Kinder zuerst ebenfalls nur notgedrungen aufnimmt, macht sie jeden Tag unzählige Entdeckungen. Sei es die Fürsorge, das Gras unter ihren nackten Füßen oder das Pony Butter, das zu zähmen und zu reiten für Ada als der Inbegriff von Freiheit erscheint.

Kimberly Brubaker Bradley schildert in ihrem Buch mit dem Originaltitel 'The War that saved my life' mit viel Feingefühl Adas innere Zerrissenheit, ihre lähmenden Ängste als Folge der Gewalterfahrungen durch die Mutter und auf der anderen Seite ihren unbändigen Drang zu leben. Dies alles vor dem Hintergrund eines zuerst schwelenden und schließlich wirklich ausbrechenden Krieges. Zu Recht wurde dieses Buch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Newbery Honor Award, dem Wall Street Journal Best Book of the Year und im März 2024 mit dem Luchs der ZEIT und Radio Bremen.

Übrigens gibt es einen Folgeband: 'The War I finally won'!

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Kirsten Boie: Am schönsten ist es in Sommerby (Sommerby 4)
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Andreas Eschbach: ZAP. Für die einen ist es Vergnügen. Für ihn ein Albtraum.
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Hachikai Makino: Im Schneeland
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Arnd Zeigler: Arnd Zeiglers wunderbares Fußballbuch
von Andreas Mahr, 07.01.2024

Saba Sams: Send Nudes
von Anna Puszies, 27.11.2023

Tess Gunty: Der Kaninchenstall
von Sybille Kramer, 21.11.2023

Owen Booth: Die wirklich wahren Abenteuer und außerordentlichen Lehrjahre des Teufelskerls Daniel Bones
von Andreas Mahr, 20.11.2023

Lena Hach: Was Wanda will
von Annette Quest, 12.11.2023

Benji Davies: Nick und der Sturm
von Susanne Sießegger, 12.11.2023

Moshtari Hilal: Hässlichkeit
von Anna Puszies, 27.10.2023

Claire Keegan: Das dritte Licht
von Annette Quest, 22.10.2023

Adam Soboczynski: Traumland - Der Westen, der Osten und ich
von Nicole Christiansen, 20.10.2023

Ole Könnecke: Buddeln, baggern, bauen
von Sybille Kramer, 11.10.2023

Ute Krause: Die Muskeltiere und die verflixte 13
von Andreas Mahr, 08.10.2023

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